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Wie Netflix die Animebranche umkrempelt

Netflix ist im Anime-Bereich kaum mehr wegzudenken und tritt dort mehr und mehr auch selbst als Produzent auf. Längst spielt das Unternehmen eine Schlüsselrolle bei der Globalisierung des Mediums.

Wer in den letzten Tagen die animebezogene Nachrichten verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, dass in diesem Kontext vielfach der Name Netflix fiel. Teils ging es um Lizenzierungen bestehender Werke, oftmals aber auch um komplett neue Produktionen.

Die jüngsten Ankündigungen erfolgten allesamt auf dem Netflix Anime Slate 2017 Event in Tokyo. Auch wenn es so nie direkt ausgesprochen wurde, war das übergreifende Thema der pompösen Veranstaltung die Internationalisierung der japanischen Animationsfilm- und -serienkunst.

Netflix-CEO Greg Peters, der auf dem Event sprach und selbst die letzten drei Jahre in Japan lebte, bezeichnete sich als «einen riesigen Animefan». In seinen Augen sei das zentrale langfristige Ziel von Netflix, «den eigenen Abonnenten auf der ganzen Welt die bestmögliche Videounterhaltung zu bieten, egal wo sie sich aufhalten, wann sie schauen wollen, welches Abspielgerät sie verwenden und welche Inhalte sie konsumieren möchten». Er wies auf einen tiefgreifenden Wandel der Entertainment-Welt hin, in Folge dessen alte Modelle nicht länger tragfähig seien. Seien die Nutzer erst einmal auf den Geschmack von Veröffentlichungen im Season-Rhythmus und Binge-Watching gekommen, wollen sie diese Dinge nicht mehr missen.

Ein Schlüsselfaktor um in diesem Modell Erfolg zu haben, ist die Verfügbarkeit von neuem Content. Und bezüglich dessen spielt gerade Anime eine sehr gewichtige Rolle. Durch die Empfehlungsalgorithmen von Netflix können auch Menschen mit dem Medium Anime in Kontakt kommen, die vorher noch nie Interesse daran gezeigt haben. Folglich ist eine globale Expansion der Anime-Zuschauerschaft – weg von der Nische – ein vitaler Zwischenschritt für das langfristige Ziel von Netflix. Wie der CEO anmerkte, stammen über 90% der Anime-Konsumenten von Netflix nicht aus Japan. Das ist nicht verwunderlich, ist der naheliegendste Weg in Japan schließlich nach wie vor das Schauen entsprechender klassischer lokaler TV-Programme. Doch der Trend geht auch im Land der aufgehenden Sonne klar in eine anderer Richtung. Streaming-Dienste gewinnen rapide an Bedeutung und da diese wie etwa Netflix zumeist international operieren, wird die globale Distributionen immer wichtiger werden.

Eine potentielle Hürde für diese Entwicklung könnte jedoch die ausgeprägte traditionelle Orientierung des japanischen Publikums sein, das nach wie vor Binge-Watching eher skeptisch gegenübersteht (natürlich nicht zuletzt auch aus zeitlichen Gründen). Letztlich dürfte dies die Entwicklung aber lediglich verzögern.

Das Highlight des zweiten Abschnitts des Events war die Vorstellung der Mini-Serie «Castlevania». Produzent Adi Shankar und Synchronsprecher Ryotaro Okiayu nahmen an der Veranstaltung teil, um über die Produktion zu sprechen. Shankar erzählte, dass er durch sein Aufwachsen in Singapur mit vielen Animes in Kontakt kam und diese einen große Rolle in seiner Kindheit spielten. Er beklagte die Situation in den USA, wo Animationsfilme und -serien nur als etwas für Kinder angesehen würden. Überdies gab er an, dass seine lange gehegte Umsetzung von «Castlevania» erst durch Netflix möglich wurde. Shankar berichtete, dass schon einige Zeit vorher an ihn herangetreten wurde, er solle eine Hollywood-Live-Action-Adaption des Stoffes produzieren. Er lehnte dieses Angebot ab, weil in seinen Augen das Studio keinen Respekt vor dem Franchise und den Fans hatte. Netflix dagegen würde ihm weitestgehend freie Hand lassen und Respekt für die Spielreihe und deren Fans aufbringen.

In diesem Sinne können wir sehen, dass das japanische Element von «Castelvania» nicht nur ist, dass das Quellmaterial einem japanischen Spiel entstammt, sondern die Produktion auch – trotz der US-geführten Projektplanung – einen klar anime-inspirierten Look hat. Das Aussehen ist also dergestalt, dass es der Vorlage gerecht wird. Gleichzeitig hat das Franchise eine globale Fangemeinde, keineswegs nur aus Animefreunden bestehend. Daher handelt es sich hierbei um ein mustergültiges Beispiel der Globalisierung des Mediums Anime und der Ausdehnung seines Publikums dank dem Wirken von international orientierten Produzenten. Erleben Sie Slots-Spiele auf höchstem Niveau.

Zu einem späteren Zeitpunkt des Netflix-Events nahm «Cannon Busters»-Schöpfer LeSean Thomas, der in der Vergangenheit im Animationsbereich in Amerika und Südkorea gearbeitet hatte, zusammen mit dem Produzenten des Studios Satelight, Fumio Kaneko, platz, um über die internationale Atmosphäre in dem Studio zu sprechen. Wie schon Shankar zuvor bemerkte auch Thomas, dass US-amerikanische Animationen sich zumeist an 6 bis 11 Jahre alte Jungen richteten und daher kein Platz für die Erschließung neuer Genres durch das Medium sei. Auf der anderen Seite könne Japan hier mit einer sehr breiten Palette an Genres aufwarten, darunter «Fantasy, Comedy, Film Noir, Psycho-Thriller… Das ist der Grund, warum ich hier arbeiten will», wie er angab. Satelight wurde als ein Studio gelobt, welches sehr aufgeschlossen gegenüber Kreativität und der Ausrichtung am globalen Publikum sei. In der Firma würden Menschen von überall aus der Welt arbeiten.

Die restliche Zeit der Veranstaltung wurden weitere neue Projekte vorgestellt, etwa Teaser zu dem geplanten animierten «Godzilla»-Film oder Live-Action-Versionen von «Erased» und «Death Note» gezeigt. Auch wurde ein neuer Action-Thriller von Production I.G mit dem Titel «B: The Beginning» vorgestellt, der angeblich «wie eine Hollywood-Drama-Serie» aussehen würde.

Zum Abschluss gab es ein kurzes Gespräch mit Masaaki Yuasa, dem Regisseur der nächstes Jahr erscheinenden «Devilman Crybaby»-Serie sowie zwei Castmitgliedern.

Zusammengefasst machte das Event deutlich, dass eine Ausweitung der Möglichkeiten von Animationsfilmen und -serien weit über die Kernzielgruppe der Animefans hinaus in Aussicht steht, die Zuschauer aller Couleur einbeziehen kann, selbst solche, die mit Japan und seiner Bewegtbild-Kultur bislang nichts am Hut hatten. Es scheint ein neues Kapitel der japanisch-amerikanischen beziehungsweise japanisch-europäischen Symbiose bervorzustehen, die ja schon in der Vergangenheit durchaus reiche Früchte trug, wenn man etwa an die zahlreichen Co-Produktionen der 70er- und 80er-Jahre denkt. Kreative aus Japan als auch aus Übersee arbeiten zusammen, um neuen Content für ein globales Zielpublikum zu kreieren.

Eine ganz zentrale Frage, die hier freilich aufkommt, ist ab wann man nicht mehr von «Anime» sprechen kann oder – bei einer mehr inhalts- als lokalitätsbasierten Definition – ab wann Anime aufhört japanisch zu sein.

Was auch immer passieren mag, Netflix wird eine zentrale Rolle bei der Expansion des Einflusses des Mediums Anime auf die globale Unterhaltungslandschaft spielen. Vielleicht kann dies durch die Ausbreitung ausländischer Geschäftsmodelle auch dazu beitragen, dass sich die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter der Animebranche in Japan, allen voran die Zeichner, verbessern, aber das steht natürlich noch in den Sternen.

 

Quelle: anime-now.com