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Special: Illegale Anime-Streams und deren Folgen

Jeder kennt vermutlich gewisse illegale Streaming-Seiten oder hat schonmal einen ganzen Film auf YouTube gesehen. Doch was passiert eigentlich, wenn man solche Angebote nutzt?

Zunächst einmal eine Klarstellung: Diese hochgeladenen Filme und Serienfolgen, egal ob Anime oder nicht, sind im Regelfall illegal. Das erkennt man meistens ziemlich schnell unter der Kanalinfo, wenn kein Impressum einer Firma (wie zum Beispiel: Anime-On-Demand) angegeben wird. Illegal bedeutet, dass man eine Handlung ausführt, die strafrechtlich verfolgt werden kann. Dies betrifft sowohl den Upload auf legalen, als auch illegalen Plattformen.

Ein kürzliches Urteil eines Gerichts befand, dass bereits das unautorisierte Hochladen eines Filmes YouTube dazu verpflichten kann, die E-Mail-Adresse herauszugeben. Durch diese gibt es oft durchaus die Möglichkeit zurückzuverfolgen, wo der Uploader herkommt.

Bei der Nutzung von “offensichtlich rechtswidrigen” Plattformen wie Burning-Series sind seit diesem Jahr auch reine Streamer in Bedrängnis. Denn am 26. April 2017 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Streaming bei solchen Plattformen illegal ist. Zuvor galt dies noch als juristische Grauzone. Das Urteil betrifft übrigens auch das Schauen von Fansubs nicht lizenzierter Animes.  Nutzer sollten sich generell nicht nicht zu sicher fühlen, denn es gab bereits viele Abmahnungen bei Serien und Filmen und auch bei Animes können Abmahnungen in Zukunft die Regel werden.

Doch abgesehen von der Rechtslage ist nun die Frage, was mit den Publishern eigentlich passiert, wenn immer mehr Nutzer illegale Dienste nutzen oder Animes auf YouTube schauen, die illegal hochgeladen wurden? Zunächst einmal muss man die Lizenzierung eines Animes betrachten.

Ein Publisher lizenziert einen Anime in Japan und zahlt dafür bereits im Voraus eine entsprechende Lizenzgebühr, die bei großen Titeln wie «One Piece», «Dragonball» und «Detektiv Conan» auch ziemlich hoch ausfallen kann. Neben diesen Kosten kommen im Anschluss dann Aufwendungen für die Logistik, Redaktion und Pressung von Discs hinzu.

Vor allem die Synchronisation ist je nach Projekt oft sehr teuer und kann in manchen Fällen sogar die Aufwendungen für die Lizenzierung übersteigen. Nur stellt sich nun natürlich die Frage, inwiefern man mit dem illegalen Streaming den Publishern und Produzenten schadet.

Befürworter von illegalen Streams, beispielsweise von «Detektiv Conan»-Filmen, argumentieren gerne, dass man die Bekanntheit des betroffenen Werkes steigern würde. Doch ist das wirklich so? Zwar mag es tatsächlich sein, dass dies in wenigen Fällen zutrifft, aber damit ist den Publishern nicht geholfen. Denn wer viel illegal streamt, der nutzt oft keine legalen Angebote, da diese sich im Gegensatz zu ersteren refinanzieren müssen, etwa durch Werbung, Abo-Gebühren oder im Falle von DVDs bzw. Blu-rays den Kaufpreis und dadurch unattraktiver erscheinen mögen. Aber nur durch solche Einnahmen ist es den Publishern möglich, Lizenzen zu kaufen, Synchronisationen anzufertigen oder Untertitel erstellen. Und auch die Urheber der Animes in Japan sind auf diese Gelder angewiesen, schließlich kostet die Produktion viel Geld und wird dies nicht wieder eingespielt, wird der Markt insgesamt schrumpfen mit der Folge, dass weniger Serien produziert werden und auf Fortsetzungen verzichtet werden wird.

Etwas anders sieht dies vermutlich bei Fansubs nicht lizenzierter Werke aus, aber das soll hier nicht das Thema sein.

Ein illegal hochgeladener Detektiv Conan Film (Quelle: YouTube, Screenshot nachbearbeitet)

Das illegale Streaming schadet den Publishern enorm. Zunächst einmal werden die Auflagen, die ja sowieso schon deutlich geringer sind als anderorts, nicht komplett verkauft und die Läden bleiben damit auf ihren Exemplaren sitzen. Das führt dazu, dass ein Publisher einen Verlust einfahren wird. Diesen Verlust muss man dann entweder mit anderen Rücklagen ausgleichen, oder bei den nächsten Projekten mehr Volumes bzw. höhere Preise ansetzen. Und das möchte eigentlich niemand.

Fans der illegalen Streams sind teilweise nicht bereit, dazu die deutlich günstigeren oder gar kostenlosen Video-On-Demand-Dienste der Publisher zu nutzen, um wenigstens etwas Geld in den deutschen Markt zu investieren.

Ein weiterer Aspekt ist die künftige Einsparung bei den Publishern. Wenn nicht genug erwirtschaftet wird, dann spart man eben entweder bei den Extras oder der Synchronisation. Dies kann man beispielsweise, indem man günstigere Sprecher besetzt als zuvor. Oder man wechselt gleich zu einem billigeren Synchronstudio, sogenannten Dumping-Studios, wie es sie des Öfteren gibt.

Zusätzlich kann auch ein weiterer Effekt eintreten: Andere Nutzer denken sich: “Warum gebe ich überhaupt noch Geld aus, wenn bei YouTube sowieso alles kostenlos bereitgestellt wird?” Schlechte Verkaufszahlen können natürlich auch zum “Publisher-Sterben” führen, wie es bereits vor einiger Zeit dutzende Male passiert ist. Ein gutes Beispiel hierfür war der damalige Publisher «RedPlanet», der alle «InuYasha»-Filme hochwertig synchronisiert herausgebracht hat. Auch alle bisher synchronisierten 104 Folgen hat man veröffentlicht. Es war sogar geplant, weitere Folgen zu synchronisieren.

Da bereits damals die illegalen Streams und Downloads von Episoden und Filmen so in die Höhe geschossen sind und der Publisher rote Zahlen geschrieben hat, musste man die Arbeit an dem Anime mittendrin beenden. Auch «Panini» hat aufgrund schlechter Verkaufszahlen von der Veröffentlichung weiterer Animes abgesehen. Dieser Publisher hatte Titel wie «Fullmetal Alchemist» oder «Bleach» hierzulande synchronisiert und in den Handel gebracht.

Fazit: Das illegale Streamen hilft ausschließlich den Uploadern beziehungsweise den Seitenbetreibern von diesen zwielichtigen Angeboten und nicht etwa den Publishern.  In vielen Fällen spült das sogar den Uploadern Geld in die Kasse. Die Publisher sehen hiervon keinen einzigen Cent. Deshalb sollte man sich zweimal überlegen, was man im Internet macht. Die Auswirkungen für die deutschen Publisher können verheerend sein, denn schlechte Verkaufszahlen führen auch durchaus zum Abbruch von Synchronisationen (z.B. «Detektiv Conan» oder «InuYasha»). Für alle, die ein geringes Einkommen haben, empfehlen wir daher entweder ein Abo bei Anime-On-Demand oder Netflix. Andernfalls kann man auch Filme gebraucht kaufen oder bei diversen Amazon-Aktionen zuschlagen. Dort konnte man zum Beispiel eine Zeit lang drei «Detektiv Conan»-Filme zum Preis von zweien bekommen.

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