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Special: Geschichte des Animes: Die 80er-Jahre

Anime der 80er HeaderFür dieses Special machen wir eine kleine Reise in die Vergangenheit: Es geht um die Geschichte des Animes der 80er-Jahre.

Privatfernsehen, Blockbuster-Kino, Hip-Hop, C64, Mauerfall, die 80er waren in jeder Hinsicht ein bewegtes und spannendes Jahrzehnt. Auch der japanische Anime-Markt stand da natürlich nicht still und konnte mit vielen interessanten Serien, Filmen und Entwicklungen aufwarten, die ich euch im Folgenden präsentieren will.

Zunächst einmal erblickten in den 1980er Jahren die ersten OVAs das Licht der Welt. Als erstes solches Werk gilt heute «Dallos» aus dem Jahre 1983.Dallos Solche Animes wurden direkt auf Videokassetten vertrieben. Die somit größere Kundennähe vergrößerte einerseits das thematische Angebot und ließ außerdem auch die internationale Fangemeinde wachsen, da diese Produktionen dort bedeutend leichter verfügbar waren als etwa japanische Fernsehserien. Erfolgreiche Vertreter waren zum Beispiel «Fire Tripper», «Genmu Senki Leda» oder «Megazone 23». In Sachen Genrebreite ist «Ginga Eiyū Densetsu» zu nennen, welches in Sachen Komplexität und Anspruch neue Maßstäbe setzte und auf der anderen Seite die Hentais, die durch die neue Vertriebsform erstmals möglich wurden.Ginga Eiyuu Densetsu

Vereinzelt ist bezüglich der 80er-Jahre vom «Goldenen Zeitalter» des Anime die Rede. Denn die Branche wuchs stark, zahlreiche heute berühmte Studios (z.B. Gainax, Ghibli) wurden gegründet, die inhaltliche Bandbreite vergrößert und auch im Ausland rückten Animes zunehmend ins Blickfeld. Allen voran entstand nun erstmals die Otaku-Subkultur, leidenschaftliche Fans, die viel Zeit und Geld in ihr Hobby investieren. Daher entstanden in Japan Anime-Fachzeitschriften, beispielsweise «Newtype» (1985). Die schon in den 70ern einsetzende Kommerzialisierung setzte sich weiter fort, Merchandising wurde so bedeutend, dass vereinzelt sogar im Grunde erfolgreiche Serien wegen schlechter Spielwarenverkäufe eingestellt wurden!

Die neue Fankultur lässt sich auf das verstärkte Aufkommen von Serien mit erwachsenen Inhalten, insbesondere im Science-Fiction-Bereich, zurückführen. Dieses Genre erfuhr durch den Welterfolg von «Star Wars» einen erheblichen Aufwind. Im Anime-Segment läutete gerade «Mobile Suit Gundam» (1979) einen regelrechten Boom ein.Gundam Der genannte Titel war dabei der erste Real Robot Anime und begründete somit ein neues Subgenre neben dem schon zuvor etablierten Super Robot Genre.

Der gewaltige Popularitätsgewinn von Animes ist jedoch nicht nur Space Operas und Mecha-Serien zu verdanken. So gelang etwa Rumiko Takahashi mit ihrem Manga «Urusei Yatsura» ein  gewaltiger Erfolg, der zugleich auch den Durchbruch der Autorin bedeutete.Urusei yatsura Das Werk inspirierte ab 1981 auch eine Anime Serie, die sich nicht minder großer Beliebtheit erfreute. Mit «Ranma 1/2» gelang Takahashi noch im gleichen Jahrzehnt ein noch größerer Hit. Ihre Werke fanden auch beim männlichen Publikum großen Anklang.

Generell erfuhr das Shojo-Genre in den 80ern einen enormen Popularitätsschub. Vertreter waren hier zum Beispiel «Lady Georgie» oder «Glass no Kamen». Die daher erfolgte zunehmende Vermischung von Shounen und Shoujo brachte die romantischen Komödien hervor, beispielsweise «The Kabocha Wine» (1982).Ranma Auch die sogenannten Josei-Titel, welche auf eine erwachsene weibliche Zielgruppe zugeschnitten sind, rückten zunehmend in den Fokus.

Im Jahre 1984 erschien mit «Nausicaä aus dem Tal der Winde» einer der bedeutendsten Anime-Kinofilme aller Zeiten und aufgrund des Erfolgs entstand ein Jahr später das legendäre Studio Ghibli um Hayao Miyazaki.Nausicaae

Mit «Dragon Ball» (1986) fand auch das Material Arts Genre Einzug in die Anime-Welt. Die Serie beeinflusste zahlreiche spätere Klassiker aus dem Bereich Fighting Shounen maßgeblich, darunter «One Piece», «Naruto» oder «YuYu Hakusho».

Auch Sport Animes, wie wir sie heute kennen, haben ihre Ursprünge in den 80ern, genauer in der 1983 ausgestrahlten TV-Adaption von Yoichi Takahashis Fußball-Manga «Captain Tsubasa», dem ersten weltweit erfolgreichen Vertreter des Genres dessen Einflüsse auf spätere Produktionen nicht zu übersehen ist.

Anime-Kinofilme wurden, beflügelt durch den Erfolg von Werken wie «Nausicaä aus dem Tal der Winde», immer ambitionierter. Es wurde nicht selten versucht, alles davor dagewesene zu übertreffen. Dies mündete mit «Ōritsu Uchūgun: Oneamisu no Tsubasa» (1987) und «Akira» (1988) in zwei der teuersten Anime Filme aller Zeiten. Doch die meisten dieser Filme konnten ihre enormen Produktionskosten nicht wieder einspielen, weshalb viele Anime Studios Insolvenz anmelden mussten und die kurze Zeit teurer Experimentalfilme ein jähes Ende fand. Ghibli rutschte als eines der wenigen dieser Studios nicht in die roten Zahlen und konnte zum Beispiel mit «Kikis kleiner Lieferservice» 1989 sogar große finanzielle Erfolge verbuchen. Auch der Film «Akira» war in Japan übrigens ein Flop, wurde paradoxerweise aber zugleich ein gewaltiger Erfolg in der westlichen Welt. Dem düsteren, sozialkritischen Werk gelang es erstmals, auch ein erwachsenes Publikum bei uns für Animes zu begeistern.Akira

Während anspruchsvollere Animes in Frankreich, Spanien oder Italien schon einen festen Platz einnahmen, blieb ihnen der Durchbruch in Deutschland jedoch vorerst verwehrt. Zwar fanden in den 80ern tatsächlich einige Serien ihren Weg ins hiesige Fernsehen, dabei handelte es sich jedoch fast ausschließlich um Kindersendungen wie «Kimba», «Heidi» oder «Biene Maja». Und selbst diese harmlosen Produktionen wurden bei uns von Kirchen, Medien und Eltern massiv bekämpft, etwa wurde «Biene Maya» von Zeitungen als «Insekten-Jupp» oder gar «kriminell» bezeichnet! Vor «Captain Future», dem einzigen Anime im deutschen Fernsehen seiner Zeit, der sich nicht an Kinder, sondern an Jugendliche richtete, wurde, trotz extremster Zensur, sogar in Schulbüchern gewarnt! Die Lage sollte sich aber schon Ende der 80er bedeutend bessern, eine Reihe “erwachsenerer” Serien kamen nach Deutschland und vormals noch verteufelte Werke erlangten Kultstatus.

«Akira» zog gemeinsam mit dem Tod des «Gotts des Manga» Osamu Tezuka («Astro Boy», «Black Jack», «Kimba») 1989 und dem Beginn der großen japanischen Wirtschaftskrise, von der sich das Land bis heute nicht erholt hat, gewissermaßen einen Schlussstrich des Anime der 80er-Jahre und läutete die im Anime-Segment in vielen Punkten anderen 1990er-Jahre ein.

 

Jetzt seid ihr gefragt: Welches Thema soll das nächste Special behandeln? Solltet ihr ein Wunschthema haben, was unten nicht aufgelistet ist, dann schreibt es gerne in die Kommentare! Ich bin auch für die speziellsten Vorschläge offen!

 

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Quellen: wikipedia.de, wikipedia.com, anime-serien.de, japankino.de, kameskram.jimdo.com