Diesen Sonntag wollen wir Euch mit «Kill La Kill» ein wahrhafte Hommage an das Medium Anime vorstellen, die aber auch für sich stehend mehr als überzeugen kann.
Die 24-teilige Serie entstand zwischen 2013 und 2014 beim Studio Trigger und wird bis heute von vielen als das beste Werk der Kreativschmiede angesehen. Obwohl Trigger erst 2011 gegründet wurde, wirkt so manches aus «Kill La Kill» vertraut, denn hinter dem Anime stecken zu einem Gutteil dieselben Köpfe, die sich etwa schon mit «Gurren Lagann» einen Namen machten.
In Deutschland hat peppermint anime die Serie lizenziert und inklusive der OVA in vier Volumes auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.
Darum geht es in «Kill La Kill»:
Verdächtige Stadt, verdächtige Schule – ziemlich klare Sache für Ryuko Matoi, als sie neu an die Honnouji-Akademie kommt. Mit einer riesigen roten halben Schere im Gepäck will sie hier nach dem Träger der anderen Hälfte suchen, der ihren Vater umgebracht hat. Sofort fällt ihr Verdacht auf Satsuki Kiryuin, die Präsidentin der Schülerversammlung, die unter dem Motto „Furcht bedeutet Freiheit“ ein eisernes, unbarmherziges Regiment führt. Dazu verteilt sie gemäß den Fähigkeiten der Schüler sogenannte „Goku-Uniformen“, die ihrem Träger unglaubliche Stärke verleihen. Mit ihren „Elite-Vier“ und diversen Klubvorsitzenden scheint Satsuki so eine unbesiegbare Armee vor sich zu haben. Doch auch die rachedurstige Ryuko hat mit der sprechenden Uniform Senketsu eine schlagkräftige Waffe in der Hinterhand …
Handlung:
Die Geschichte ist absurd und genial zugleich, beginnend schon mit der Grundprämisse. Und das nicht, weil sie unglaublich komplex, vielschichtig oder tiefschürfend wäre, nein schlicht weil sie wunderbar unterhält, amüsiert und zudem wie bereits eingangs erwähnt eine schöne Hommage an Animes der 80er- und 90er-Jahre darstellt. Ganz das Niveau von «Gurren Lagann» erreicht die Story zwar nicht, dafür sind manche Elemente gerade im Mittelteil etwas zu repetitiv und zu wenig wirklich handlungsrelevant. Nichtsdestoweniger gibt es durchaus ein Plotline, die sich insbesondere im zweiten Teil des Animes entspinnt und so die erzählerische Qualität merklich steigert. Ansonsten bekommt man reichlich Comedy, Action und durchaus auch einiges an knapper Kleidung und nackter Haut geboten. Das letztgenannte Element ist glücklicherweise nicht annähernd so stumpf wie in anderen Genre-Vertretern, sondern überaus selbstironisch und parodistisch.
Charaktere:
Die Figuren sind genau so, wie sie bei diesem Anime sein sollten: Einzigartig, interessant und vor allem völlig abgedreht. Jedem wird der eine oder andere der sympathisch-verrückten Charaktere ans Herz wachsen. Auch wenn der Cast vor Kreativität sprüht, ist es um die Charaktertiefe in den meisten Fällen eher dürftig bestellt, was den Figuren aber keinen Abbruch tut, zumal so etwas ohnehin nicht wirklich zu «Kill La Kill» gepasst hätte und ein Paar Figuren ja dennoch mit einigen interessanten Hintergrundgeschichten aufwarten können, die ich aus Spoilergründen natürlich an dieser Stelle nicht verraten möchte.
Musik:
Für den Soundtrack konnte man Hiroyuki Sawano (u.a. «Attack on Titan», «Guilty Crown») gewinnen, der auch bei «Kill La Kill» ganze Arbeit abgeliefert hat. Die Musik voller Epik, E-Gitarren-Sounds, Vokalstücken, Explosivität und Dynamik erhebt das Serienerlebnis auf ein ganz neues Niveau und trägt maßgeblich zur besonderen und mitreißenden Atmosphäre des Animes bei. Exemplarisch sei etwa das bemerkenswerte Stück «Before my body is dry» oder «Satsuki Kiryuin Theme» genannt.
Die beiden Openings «Sirius» von Eir Aoi und «ambiguous» von GARNiDELiA haben mir beide sehr gut gefallen und auch das erste Ending «Gomen ne, Ii Ko ja Irarenai» von Miku Sawai hat mir zugesagt, wohingegen ich das zweite Ending «Shinsekai Kōkyōgaku» von Sayonara Ponytail eher durchschnittlich fand – wie immer natürlich eine reine Geschmacksfrage.
Bild:
Ich erachte die Bebilderung von «Kill La Kill» als meisterlich, allerdings kann dieser Punkt durchaus die Gemüter spalten. Denn der Anime kommt optisch grundlegend anders daher als sonstige Serien. Man lehnt sich stark an den Stil älterer Action-Animes an, bietet einen gewissen Manga-Flair und dem Zuschauer kommt es bisweilen so vor, als befände er sich auf einem Drogentrip, so schnell wechseln teils die Einstellungen, rasant sind die Bewegungen, herausstechend die Farben. Immer wieder gibt es auch Standbilder, die allerdings kreativ sind und bewusst stilistisch eingesetzt werden und daher keineswegs von einem finanziellen Sparkurs zeugen. Zudem sind gerade die Kampfszenen oft spektakulär und flüssig animiert und lassen keinerlei Wünsche offen. Auch die Charakterdesigns haben einen ganz eigenen Charme. Ich persönlich halte den Anime jedenfalls optisch für eines der herausragendsten Werke der letzten Jahre.
Fazit:
Ich gebe es zu: «Kill La Kill» ist keine Serie für jeden. Wer allerdings ein wenig für ältere Animes übrig hat, wer abgedrehte Gainax-Produktionen wie «Furi Kuri» oder «Gurren Lagann» schätzt, wer mal etwas erleben will, was sich aus der Masse abhebt, der wird an dem Werk jede Menge Freude haben, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Optik, dem gelungenen Soundtrack, den abgedrehten Charakteren sowie jede Menge Humor und Action.
Quelle: peppermint anime (Inhaltsangabe)