- Publisher: KSM Anime
- Erscheinungstermin: 19.06.2017
- FSK: Ab 12 Jahren freigegeben
- Spieldauer: 275 Minuten
- Genre: Comedy
- Sprachen: Deutsch (DTS-HD 5.1), Japanisch (DTS-HD 2.0)
- Untertitel: Deutsch
- Anzahl Discs: 2
- Regisseur: Akatsuki Yamatoya
- Studio: Sunrise
- Produktionsjahr: 2006
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Inhalt (10/10)
Die außerirdische Rasse der Amanto hat am Ende der Edo-Periode im 19. Jahrhundert die Erde erobert und die Samurai des feudalen Japan werden als Maßnahme zur Friedenssicherung entwaffnet. Fortan werden sie mit Missachtung gestraft und müssen sich ihren Lebensunterhalt auf andere Weise verdienen. So auch der Tausendsassa Gintoki Sakata, der kurzerhand die «Alles-Agentur» gründet und für Geld fast alle Aufträge annimmt.
Durch verschiedene Zufälle treten auch der Kellner Shinpachi und die Außerirdische Kagura der «Alles-Agentur» bei. Während ihrer verschiedenen Aufträge kommt es immer wieder zu haarsträubenden, urkomischen Zusammenstößen mit den unterschiedlichsten Personen.
Auch in den nächsten Folgen gibt es für unsere Helden Gintoki, Shinpachi und Kagura wieder die unterschiedlichsten und kuriosesten Abenteuer zu bestehen. Sei es ein Grand Prix der seltsamen Haustiere, ein Höschenräuber, eine Reise ins Weltall oder die Jagd nach einem unheimlichen Geist – die Alles-Agentur nimmt gegen die entsprechende Bezahlung weiterhin alle Aufträge an. Die wichtigste Frage dabei ist jedoch, ob Gintoki wirklich verheiratet ist oder sein Glück doch als Aushilfe in einer Travestie-Bar findet…
Beurteilung
«Gintama» bleibt seinem episodischen Stil treu, gelegentlich werden sogar einzelne Folgen inhaltlich noch weiter unterteilt (etwa in Episode 14). Das verleitet freilich nicht so sehr zum Binge-Watching wie Serien, die voller Plottwists et cetera strotzen. Dennoch finde ich, dass man durchaus einige Folgen am Stück gut anschauen kann, vor allem da sie nicht wie bei vielen anderen Langzeit-Animes alle nach einem festen Schema ablaufen sondern überaus divers sind. Die Exposition und Einführung der Charaktere in den ersten Episoden ist vollzogen, sodass man sich nun vollends auf den Humor und die Kurzgeschichten fokussieren kann. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt auf der einzigartigen Comedy, die meiner Meinung nach sogar noch einen Zahn zugelegt hat und die Lachmuskeln stark strapaziert. Natürlich gibt es hierbei Episoden, die ich gelungener und andere, die ich nicht ganz so gelungen fand. Das ist nicht verwunderlich, denn der Cast an Nebendarstellern ist sehr vielfältig, ebenso wie die Settings und Geschichten der einzelnen Folgen. Der Humor an sich deckt ein breites Spektrum ab, etwa Slap-Stick, Wortwitze, schwarzen Humor, nicht zu vergessen natürlich die zahlreichen Parodien und Satiren. Wie allerspätestens in Episode 22 klar werden dürfte, wo die Figur Ayame Sarutobi im Mittelpunkt steht, können die Gags auch ganz schön pervers sein. Immer wieder wird auch selbstironisch die vierte Wand durchbrochen, etwa erläutert Gintoki an einer Stelle, warum er eigentlich fast immer den gleichen Kimono trägt und begründet dies unter anderem mit dem geringeren Zeichenaufwand. Die Comedy von «Gintama» ist unkonventionell, einfallsreich und nicht selten auch gehaltvoll, weswegen auch ich als jemand, der dem Genre eigentlich nicht allzu sehr zugeneigt ist, immer wieder herzlich lachen konnte. Für die vielen Parodien ist ein umfangreiches Wissen zur japanischen Popkultur hilfreich und dadurch «Gintama» gerade für Anime-Veteranen ein Heidenspaß. Aber da zum einen solche Anspielungen über Texteinblendungen erläutert werden und zum anderen die große Mehrzahl der Witze der Serie keine Vorkenntnisse erfordert, ist «Gintama» auch für Neulinge des Mediums zu empfehlen.
Neben all dem Humors gibt es auch reichlich Action, ja gelegentlich sogar dramatische und ernste Momente, die sich keineswegs wie Fremdkörper anfühlen sondern stimmig eingebettet sind. Die einzelnen Folgen sind zum Teil völlig abgedreht, zum Teil aber auch schon fast parabelartig ohne jemals belehrend aufzutreten.
Wie die meisten Animes des Comdedy-Genres lebt auch «Gintama» von seinen Charakteren. Der Cast lässt keinerlei Wünsche offen, er ist sehr groß, vielfältig, skurril, unkonventionell, interessant und sympathisch. Das beginnt schon mit den drei Protagonisten: Gintoki ist ein Taugenichts-Samurai und Erdbeermilchianer, der andauernd die Jump liest; Kagura ist eine bärenstarke und bärenhungrige naive Tsundere von einem anderen Planeten und Shinpachi ein bodenständiger Erbe eines alten Dojos mit ausgeprägtem Schwesterkomplex und frenetischer Begeisterung für die Sängerin Otsuu Terakado. Bei den Nebencharakteren sieht es nicht viel langweiliger aus. Da hätten wir zum Beispiel eine Ninja-Frau mit Hang zu SM-Spielchen oder einen Sadisten und Shinsengumi-Mitglied, der die ganze Zeit versucht, seinen Vorgesetzten ins Jenseits zu befördern. In Folge 15 hat mit Elisabeth eine weitere verrückte Nebenfigur ihren ersten Auftritt. Bei Elisabeth handelt es sich um das neue Haustier von Kotarou Katsura, ein ganz besonderes Haustier, wie der Zuschauer schon bald erahnen kann.
Bild (7/10)
Die Bildqualität ist überaus überzeugend, wenn man das Alter von bereits 11 Jahren berücksichtigt und bedenkt, dass es sich bei «Gintama» um einen Langzeit-Anime handelt. Die Hintergründe sind in Teilen recht detailliert und die Charakter-Designs zwar zumeist schlicht aber trotzdem ansprechend. Die vorliegende Blu-ray-Fassung bietet gestochen scharfe Zeichnungen und satte Farben, leider ja keine Selbstverständlichkeit in Zeiten von manch lieblos hochskalierten Titeln. Gleichwohl fällt das Urteil etwas nüchterner aus, wenn man die Serie direkt mit Produktionen der Gegenwart vergleicht. Denn freilich lässt sich das Alter nicht ganz kaschieren. Außerdem wirkt das 2006 noch übliche 4:3-Format in Zeiten von 16:9-Flachbildschirmen etwas archaisch und kann natürlich die Bildfläche der heutigen TV-Geräte nicht ganz ausnutzen. Nichtsdestoweniger fällt gerade wegen der eingangs erwähnten Aspekte mein Fazit durchaus positiv aus. Abgesehen von hartgesottenen Puristen vielleicht dürfte der Großteil der Zuschauer von Bild und Animationen zufriedengestellt, wenngleich nicht begeistert werden.
Musik (9/10)
Als Opening wird wie schon in den ersten 13 Folgen der Pop-Song «Pray» von Tommy Heavenly6 verwendet. Das Stück ist vielfältig, mitreißend sowie witzig bebildert und hat mir sehr gefallen. Das Ending «Mr. Raindrop» stammt von der Rockband Amplified aus Hongkong. Der Titel weist eine mehr als eingängige Rhythmik und Melodie auf, besitzt einen westlichen Touch und verbreitet einfach gute Laune. Zu bemängeln habe ich hier allerdings, dass der Song etwas eintönig ist, da die allermeiste Zeit nur der Refrain erklingt, dessen Textzeile stolze achtmal zu hören ist. Etwa die Einführung einer Bridge hätte hier für etwas mehr Abwechslung sorgen können.
Der Soundtrack ist vielleicht kein herausragendes Meisterwerk, aber dennoch als sehr gut zu bezeichnen. Er ergänzt den Inhalt trefflich und ist sehr vielfältig, von Chorpassagen über jazzige Stücke und emotionale Pianoklänge (z.B. «Koko wa Samurai no Kuni da») bis hin zu Western-Musik. Insgesamt dominieren – angesichts des Genres Comedy nicht verwunderlich – lockere und fröhliche Stücke (z.B. «Temee Raaaa!! Soredemo Gintama Tsuiten no Kaaaa!»).
Die gelungene Akustik lässt sich dank des DTS-HD 5.1 Surrounds der deutschen Tonspur auf dem heimischen Audiosystem ohne Einschränkungen erleben. Die japanische Tonspur liegt dagegen nur in stereo vor.
>> Opening «Pray»
>> Ending «Mr. Raindrop»
Deutsche Lokalisierung (8/10)
Bezüglich der deutschen Lokalisierung von «Gintama» habe ich mich in der Rezension von Volume 1 bereits sehr ausführlich geäußert, weswegen ich bei weitergehendem Interesse dringend darauf verweise.
Auch die deutsche Lokalisierung der 11 Folgen von Box 2 war natürlich aufgrund der bekannten Tücken des Animes eine große Herausforderung. Schließlich steckt «Gintama» voller Wortwitze, dem westlichen Publikum nur zum Teil verständlichen Anspielungen und gerade die japanischen Seiyuus der drei Hauptcharaktere sind für ihre hervorragenden Sprechleistungen bekannt.
Wie schon in Box 1 gibt es zahlreiche Anmerkungen, die weniger offensichtliche Anspielungen und Wortwitze erläutern. Deren Einsatz war eine völlig richtige Entscheidung, denn die Serie lebt von solchen Elementen und die Erläuterungen in Untertitel-Form sind der einzige geeignete Weg, um die Anspielungen auch für Nicht-Hardcore-Otakus verständlich zu machen (wobei selbst eingefleischte Anime-Serienjunkies längst nicht alle Parodien identifizieren können dürften) und die Wortwitze bei der Synchronisation nicht zu verlieren. Einige der Wortspiele, bei denen es sich anbot, wurden allerdings auch in die hiesigen Dialogzeilen übertragen, was dem Dialogbuchautor Peer Pfeiffer meines Erachtens sehr gut gelungen ist, kaum etwas davon klang unpassend oder zu stark gekünstelt.
Mein größter Kritikpunkt bleibt in dem Kontext der gleiche, den ich schon im Rahmen der ersten Review vorgetragen hatte: Die Anmerkungen werden meistens zu kurz eingeblendet, sodass man mit dem Lesen nicht immer ganz hinterher kommt und daher die Wiedergabe pausieren muss. Dies hat vermutlich die Ursache, dass die Erläuterungen an der selben Stelle am unteren Bildrand erscheinen wie die normalen Untertitel und daher schnell wieder der nächsten Dialogübersetzung Platz machen müssen (dies gilt auch, wenn die Untertitel ausgeschaltet sind, denn natürlich werden die Anmerkungen nicht extra dafür neu getimed). Ein Lösungsvorschlag meinerseits wäre deshalb, die Erläuterungstexte stattdessen am oberen Rand des Bildes zu platzieren. Damit würden sie nicht mehr den Untertiteln ins Gehege kommen und könnten folglich auch etwas länger stehen gelassen werden.
Die deutsche Synchronisation von «Gintama» entsteht bei der Digital Media Technologie GmbH aus Hamburg unter Dialogregie von Kerstin Draeger. Die Sprecher liefern nach wie vor eine gute Arbeit ab, vielleicht aufgrund der Gewöhnung an die neuen Rollen sogar einen Tick besser als bei Volume 1. Jacob Weigert als Gintoki, Tobias Diakow als Shinpachi und Kaya Marie Möller als Kagura mimen die drei Protagonisten passend und überzeugend. Auch die Nebenrollen sind gelungen besetzt. Die japanische Synchronisation bleibt ein Stück gelungener, insbesondere wegen der bisweilen etwas besser getroffenen Intonation. Hier könnten die deutsche Dialogregie sowie die hiesigen Sprecher durch eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem Stoff – konkret, was die jeweilige Szene im Original inhaltlich und damit verknüpft sprachlich ausmacht – das Niveau der Lokalisierung noch ein wenig steigern. Nichtsdestoweniger ist die deutsche Synchronisation auch jetzt schon ziemlich gelungen, lässt die großen Mühen aller Verantwortlichen erkennen «Gintama» mitsamt all seines Witzes erfolgreich ins Deutsche zu übertragen und widerlegt dadurch die diesbezüglichen Unkenrufe mancher Fans im Vorfeld. O-Ton-Fetischisten gehen außerdem ja nicht leer aus, die japanische Tonspur ist wie gewohnt ebenfalls auf den Discs enthalten.
Charakter | Deutsche Stimme | Charakter | Deutsche Stimme |
Gintoki Sakata | Jacob Weigert | Isao Kondou | Nicolas König |
Shinpachi Shimura | Tobias Diakow | Catherine | Angela Quast |
Kagura | Kaya Marie Möller | Prinz Hata | Markus Hanse |
Sadaharu | Josephine Schmidt | Ayame Sarutobi | Jenny Maria Meyer |
Toushirou Hijikata | Achim Buch | Tsuu Terakado | Mia Diekow |
Sougo Okita | Asad Schwarz | Ayano Terada | Katja Brügger |
Tae Shimura | Arlette Stanschus | Kotarou Katsura | Mark Seidenberg |
Verpackung und Extras (8/10)
Das Blu-ray-Case wird umhüllt von einem dünnen Pappschuber mit abziehbaren FSK-Sticker, zweifellos eine optische Aufwertung im Vergleich zur standardisierten blauen Hülle allein. Im Inneren befinden sich zwei witzige Postkarten, ein Werbeheftchen für andere Serien des Publishers und natürlich die beiden Discs. Bei den digitalen Extras beschränkt man sich auf Trailer zu weiteren Animes von KSM sowie eine Bildergalerie. Insgesamt hat man es also mit einer für Anime-Verhältnisse etwas überdurchschnittlichen Ausstattung zu tun. Dennoch hätten ein Paar weitere Extras wie etwa Clean Opening & Ending, ein Poster oder ein Booklet «Gintama» Box 2 noch gut zu Gesicht gestanden, weswegen ich auch «nur» 8 von 10 möglichen Punkten vergeben habe.
Fazit
Mit «Gintama» Box 2 nimmt die Comedy-Kultserie weiter an Fahrt auf. Den Zuschauer erwarten eine Vielzahl herausragender Gags und Parodien sowie abgedrehte und einzigartige Charaktere. Die deutsche Lokalisierung ist KSM Anime wie schon bei Volume 1 ziemlich gut gelungen, von ein-zwei kleineren Kritikpunkten mal abgesehen. Es zeigt sich endgültig, dass «Gintama» auch auf Deutsch funktioniert und gerade bei Kennern japanischer Popkultur, aber ebenso Anime-Neulingen Lachkrämpfe auslösen dürfte. Wer mit Komödien etwas anfangen kann, sollte «Gintama» und natürlich auch die humoristisch im Vergleich zur ersten Box sogar noch etwas bessere Box 2 auf keinen Fall verpassen!
Bewertung
Inhalt (x3) | 10/10 | |
Bild | 7/10 | |
Musik | 9/10 | |
Deutsche Lokalisierung | 8/10 | |
Verpackung & Extras | 8/10 | |
Gesamt |
8,9/10 |
Wir bedanken uns bei KSM Anime für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.