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«Pompo: The Cinéphile»: Eine rasante Liebeserklärung ans Filmemachen

Schon bald findet der Animefilm «Pompo: The Cinéphile» dank KSM Anime seinen Weg nach Deutschland. Wir hatten bereits vorab die Möglichkeit, uns den „Nyallywood“-Streifen anzusehen. Hat uns der Film übers Filmemachen bis zum Abspann gefesselt oder hätten wir doch lieber mittendrin den imaginären Kinosaal verlassen? Das alles erfahrt ihr in unserer Rezension!

Trailer:

Darum geht es in «Pompo: The Cinéphile»:

Joelle Davidovich Pomponette, genannt Pompo, hat ein Auge für erfolgreiche Filme. Als aufstrebende Produzentin in der Traumfabrik Nyallywood und Enkelin eines legendären Film-Magnaten liefert sie einen verlässlichen Verkaufsschlager nach dem anderen –  mit wirklicher Liebe zum Kino hat das aber wenig zu tun. Es sind allesamt trashige B-Movies, mit viel nackter Haut, Action und Explosionen. Pompos persönlicher Assistent, der nervös-neurotische Gene, vertritt einen ganz anderen Ansatz: Kino ist Kunst und muss verzaubern! Pompo ist skeptisch, lässt sich aber von Genes Faszination mitreißen und erteilt ihm den Auftrag, ihr nächstes Drehbuch zu inszenieren. Und so stürzt sich Gene in ein Abenteuer, um Kunst und Kommerz zu vereinen, sein knappes Budget nicht zu überreizen und schließlich: rechtzeitig fertig zu werden! Wird Genes Filmdebüt gelingen und vielleicht sogar ein Erfolg werden?

 

Unsere Meinung zum Film:

«Pompo: The Cinéphile» hat mich durch seine unkonventionelle Art gleich auf zweifache Weise überrascht: Zum einen ist die Hauptfigur des Films nämlich nicht die titelgebende Pompo, sondern ihr unscheinbar wirkender Assistent Gene. Zum anderen fällt der Movie durch seine auffällige Schnittart aus dem Rahmen der sonstigen Animestreifen, die mir bisher untergekommen sind. Genau dieser Schnittstil bedarf besonders am Anfang einiges an Eingewöhnung. Durch die rasante Aneinanderreihung der Szenen, auch teils in nicht-chronologischer Reihenfolge, fällt es als Zuschauer zunächst etwas schwer, dem Geschehen zu folgen. Diese Verwirrung wird dann allerdings allmählich aufgelöst, sodass der eigentliche Hauptteil des Films beginnen kann.

Ein „Film im Film“

In diesem begleiten wir nämlich den eher ängstlichen Gene auf seinem Abenteuer Filmproduktion. So wird dem Zuschauer ein Einblick in den Entstehungsprozess des „Films im Film“ gewährt. Das Interessante ist hierbei, dass sich so mancher erwähnter Aspekt übers Filmemachen auch im Anime selbst wiederfinden lässt – gewissermaßen ein augenzwinkernder Blick in den Spiegel. Dies hat augenscheinlich auch dazu geführt, dass man die ein oder andere klischeehafte Wendung in die Handlung eingebaut hat. Dadurch wird der Film phasenweise für meinen Geschmack leider doch etwas sehr kitschig, worüber man aber im Gesamtbild einigermaßen hinwegblicken kann. Durch diese eingebauten Filmklischees und seine rasante Aufmachung ist der Film selbst nicht wirklich realistisch. Im direkten Vergleich mag ich den etwas realitätsnäheren Ansatz eines «Shirobako» – seinerseits ein Anime über die Anime-Produktion – lieber. Aufgrund seiner abgedrehten und herausstechenden Art und des Settings kann man «Pompo: The Cinéphile» die überspitzten Elemente allerdings verzeihen – schließlich sind Hollywood-Streifen auch nicht gerade für ihre Realitätsnähe bekannt.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist das besondere Augenmerk, welches auf die Kunst des Filmschnitts gelegt wurde. So muss Gene sich am Ende der schwierigen Aufgabe stellen, seinen Film auf die magische Laufzeit von 90 Minuten herunterzukürzen – und das, obwohl ihm jede Szene am Herzen liegt. Hier konnte man ihm als Zuschauer bei der Schnittarbeit über die Schulter schauen, was mir sehr gefallen hat. So erklärt Gene auch die Intention hinter seinen Änderungen, etwa eine geänderte Kameraeinstellung, um die Szene eindrucksvoller zu gestalten. Dies hat mich stellenweise an das Making-of-Material zu echten Kinofilmen erinnert, in der oft auch gelöschte Szenen enthalten sind, welche es nicht in das fertige Produkt geschafft haben.

Animationen und Synchro: Top!

Was die Animationen angeht, so kann sich die Arbeit des Studios CLAP wirklich sehen lassen. Insgesamt hat der Movie einen sehr farbenfrohen und auffälligen Stil, ein markantes Merkmal sind hierbei die teils eingefärbten Außenlinien der Figuren. Bemerkenswert ist auch der Kontrast, der zwischen den „normalen“ und den Filmszenen hergestellt wurde. So haben die letzteren einen sehr Hollywood-ähnlichen Charakter bekommen, was sich auch in den Kameraeinstellungen und der Beleuchtung äußert. Zudem wurden die Animationen äußerst flüssig gehalten, was die Szenen trotz des Anime-Artstyles umso mehr an einen Realfilm erinnern lässt. Die bereits erwähnten schnellen Schnitte und Zeitsprünge wurden ebenfalls kreativ umgesetzt und wirken daher nicht zu gleichartig. Auch bezüglich der deutschen Synchronisation kann ich an dieser Stelle ein Lob dalassen. Die Charaktere, allen voran Gene und Pompo, wurden aus meiner Sicht sehr treffend besetzt und können auch schauspielerisch über die gesamte Länge des Films überzeugen.

Fazit

Insgesamt handelt es sich bei «Pompo: The Cinéphile» um einen temporeichen und mitreißenden Streifen, der auch aufgrund seiner Länge ein kurzweiliges Vergnügen ist. Als Zuschauer sollte man sich hier allerdings nicht auf einen realitätsnahen Slice-of-Life-Titel, sondern eine etwas überdrehte, aber liebevolle Hommage ans Filmemachen einstellen. Auch aus diesem Grund kann ich einen Blick in den Streifen nur ans Herz legen.

 

Wir bedanken uns bei KSM Anime für die Bereitstellung des Vorab-Screeners!