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Interview mit «Vegeta»-Sprecher Florian Hoffmann

Wir haben mit der deutschen Synchronstimme von Vegeta aus «Dragon Ball Super», Florian Hoffmann gesprochen.

Hey Florian! Wie bist du dazu gekommen, Sprecher zu werden?

Moin moin. Also es war jedenfalls kein gerader Weg. Auf dem Weg davor liegen ein paar Semester Grafikdesign, Schauspielschule, Theater spielen und ein Bachelor in Digitalen Medien. Sprache und Stimmen haben mich aber immer schon begeistert, dass hab ich besonders im Schauspielstudium gemerkt. Dass ich mal Synchronsprecher werden würde, ahnte ich da aber noch nicht 😉 Ich hab dann irgendwann ein Hörspiel zur Metal-Oper „Avantasia“ von Tobias Sammet geschrieben und umgesetzt. Das war mein erster Versuch, professionell zu sprechen – aus heutiger Sicht hatte ich da aber noch einiges zu lernen. Dann kam ein Synchronsprechworkshop und erste kleine Rollen und das hat sich dann entwickelt. Wenn ich früher und heute vergleiche… auauau, haha. Die Schauspielerei ist die ideale Grundlage für’s Synchron. So richtig durchgestartet bin ich dann in Berlin 2012. Nach zwei Jahren Ensemble bin ich auf Rolle gewechselt und das läuft bis heute sehr gut.

Inwieweit bist du auch schon privat mit Animes in Berührung gekommen?

Ich hatte so mit vierzehn, fünfzehn ‘ne Phase, wo ich mir ein paar Mangas holte und dann folgte mit dem Street Fighter Animated Movie mein erster Animé auf sündhaft teurer VHS-Kassette, aber mit englischer Tonspur, glaube ich. Dann noch ein paar andere Videokassetten, aber das weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich bin dann mehr auf amerikanische Superheldencomics abgefahren. Im Fernsehen gab’s natürlich die Teufelskicker, Saber Rider und wie das alles hieß, auch Naruto fand ich ‘ne Weile spannend.

Wurdest du auf der Straße schonmal als Synchronsprecher erkannt?

Haha, nee. Dafür klinge ich privat wohl zu gewöhnlich. Selbst als ich neugierigen Kumpels mal nen Film gezeigt habe, in dem ich eine Hauptrolle sprach, haben die mich nicht erkannt – nicht mal, als ich ihnen gesagt hatte, wer ich war. Hängt immer von der Rolle und Aufnahme ab. Aber mein Bruder erkennt mich egal wie und worin schon am ersten Atmen.

Zum Start von “Dragon Ball Z Kai” gab es oft sehr unsachliche Kritik zum Cast. Wie bist du damit umgegangen?

Schön war das nicht, was da abging, aber es war kein Drama für mich. Ich bedauere eher generell der Verlust von Anstand und Respekt in Internet-Foren. Zum Glück gibt es es auch viele Fans, die dagegenhalten. Diese Fans taten mir vor allem leid. Ich weiß, wie das ist, geliebte Stimmen auf einer Figur plötzlich nicht mehr zu hören. Stimmwechsel im Synchron sind keine schöne Sache, weder für die Fans, noch für die Sprecher.

Du bist die deutsche Stimme von Vegeta. Wie gefällt dir die Rolle?

Großartig! Er zeigt immer wieder neue Seiten und überrascht mich. Auch jetzt in Super, wo er auch mehr komische Momente hat. Als Krieger ist er für mich unschlagbar – ich versuche auch permanent, ihm Gewinnersätze in den Mund zu legen, wenn er doch mal wieder vermöbelt wird, aber die Regie ist da leider unnachgiebig und besteht auf den originalen Text 😉

Kanntest du Vegeta vorher schon?

Nein. Ich wusste nur, wer Goku ist, der war in den Medien präsenter für mich als Nicht-Fan. Also hatte ich nur von Dragonball an sich gehört und mal ne Folge gesehen als ich jünger war.

Was ist das schwierigste an seiner Rolle?

Ihm beim Verlieren zuzusehen^^ Ich mag ihn einfach nicht leiden sehen. Ich hab mich mit der Zeit ganz gut auf ihn eingegrooved – ein Vorteil, wenn ich eine Rolle lange spielen darf. Am Fordernsten sind tatsächlich die Kämpfe.

Vegeta wird gerne laut. Und schreit viel. Wie sehr belastet das die Stimme?

Das meine ich mit den Kämpfen: es ist schwierig, auf eine Art zu Schreien, die meine Stimme nicht beschädigt und mich nicht heiser macht. Wenn ich im Anschluss noch einen anderen Termin habe, erwarten die dort natürlich, dass ich ganz normal klinge und nicht wie ein Reibeisen. Wobei es auch selten mal passt 😉 Es ist einfach nicht ohne, dutzende Male so extrem zu schreien und evtl noch wiederholen zu müssen und dabei nicht die Stimme zu beeinträchtigen. Die Regie muss mich schonmal bremsen, dass ich mich nicht überschreie, also die Stimme wegkiekst – da ist dann die Gefahr einer Verletzung am Größten. Stimmbandverletzungen sind der Supergau für Sprecher.

Am 04. September 2017 startet “Dragon Ball Super” bei ProSieben MAXX. Was hat sich im Vergleich zur Vorgänger-Serie verändert?

Mir ist zunächst mal die zeitgemäße Optik aufgefallen. Kai sah ja schon arg pixelig aus, also zumindest unser Arbeitsmaterial. Und ich finde, es gibt mehr Raum für Gags – Vegeta mit Schürze als Dienstmädchen? Mega. Bis es zum ersten großen Kampf kommt, dauert es für Vegeta ja in Super etwas. Hab mich schon gewundert, bis es dann doch wieder richtig abging!

Wie bist du zu der Rolle gekommen?

Ich glaub nach nem Probesprechen hatte ich die Rolle. Aber vorher wusste ich auch nix davon. Ich kam ins Studio und es hieß: Dragonball. Aha, okay! Der da? Ja. Und bitte! =) Im Ernst – bevor es ins Studio geht habe ich oft keine Ahnung, was mich erwartet. Es war also der typische Ablauf.

Was war deine bisher für dich spannendste Rolle – und warum?

Mal abgesehen von Vegeta mochte meine Rolle als Roman Godfrey in Hemlock Grove sehr gerne. Eine meiner ersten Serienhauptrollen. Er hatte viele Facetten von überheblich und arschig bis zum völligen Zusammenbruch – sowas zu spielen macht mir einfach fürchterlich Spaß! In anderem Sinne spannend war meine erste Kinohauptrolle, weil ich da ohne Vorahnung reingestolpert bin. Der Film, „Die große Versuchung – Lügen bis der Arzt kommt“, war eine wunderbare Komödie und Marianne Groß, die die Regie führte, kitzelte sehr schöne Nuancen aus mir heraus.

Ach, eine Rolle fand ich einfach klasse: in „Street Fighter – Assassin’s Fist“ habe ich Ken gesprochen – die Serienverfilmung fand ich sehr gelungen und da ich als Kind immer Ken als Charakter gewählt habe, war das einfach ‘n Träumsche, den sprechen zu dürfen 😉

Gibt es Unterschiede – eine Trickserie oder eine reale Serie zu synchronisieren?

Nicht im Arbeitsablauf, dafür in dem, was „das Bild“ liefert. Einem guten Schauspieler kann ich einfach noch mehr aus dem Gesicht ablesen als einem gezeichneten Charakter. Im Trickfilm kann ich oft viel stärker übertreiben im Spiel, wobei es da auch im Realfilm Möglichkeiten gibt. Doch so lange Schreie wie in Dragonball kommen da eher nicht vor. Sowas funktioniert einfach animiert auf seine Weise überzeugender. Ausserhalb vom Trickfilm könnte das schon unfreiwillig komisch wirken.

Wo können wir deine Stimme momentan oder in Zukunft noch so hören?

Da gibt es so allerlei Projekte. Im Fernsehen laufen oder laufen bald wieder die Serien „Zoo“, wo ich Jackson Oz spreche, in „Chicago Med“ bin ich als Dr. Choi dabei und ermittle als Matt Simmons in „Criminal Minds – Beyond Borders“. Das coole ist, das Letzterer jetzt nach dem Aus der Serie in den USA in die Hauptserie hinüberwechselt und dort fest einsteigt. Gerade noch so gerettet 😉 Und auf Netflix spreche ich z.B. in „Marvel’s Iron Fist“ ne tolle Rolle als Ward Meachum, und meine Lieblingsrolle Uthred von Bebbanburg in „The Last Kingdom“. Aber ich bin auch in Dokumentationen zu hören, wie in „Ikarus“. Es geht erst um Doping im Radsport und entwickelt sich zu einem realen Krimi über den staatlich gelenkten Dopingskandal in Russland. Und wer Reality-Dokus mag: auf VOX bin ich als Off-Stimme in „Ab ins Beet“, „Die Beetbrüder“ und einigen anderen Formaten zu hören. Ich liebe die Abwechlung in meinem Beruf – mir wird nie langweilig. =)

Vielen Dank, Florian Hoffmann!

 

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