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Interview mit Synchronsprecher Uwe Thomsen

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Er spricht Lorenor Zorro in «One Piece» und schreibt Dialogbücher für «Sailor Moon Crystal»: Wir haben mit Uwe Thomsen übers Synchronbusiness gesprochen.

Sein Name dürfte spätestens seit der letzten «One Piece»-Staffel in aller Munde sein: Uwe Thomsen! Er hat nach Episode 401 das Erbe von Philipp Bramer angetreten und besetzt damit seit Staffel 8 Lorenor Zorro. Wir haben mit Uwe Thomsen über die Synchronwelt gesprochen und wollen wissen wie gut er sich mit Zorro identifizieren kann.

 

uwe_rightWie bist du zum Synchronsprechen gekommen?
Ich habe eine Schauspielausbildung in München gemacht und wie es der Zufall wollte war meine Schulleiterin mal Assistentin in einem Synchronstudio. Da dort gerade jemand für eine kleine Rolle gesucht wurde, konnte sie mich dann glücklicher Weise vermitteln. Für mich war das schon immer ein spannender Job. Ganz so blöd hab ich mich dabei wohl auch nicht angestellt, jedenfalls durfte ich dann immer wieder mal ans Mikro.

Wolltest du schon immer Synchronsprecher werden oder hattest du früher einen anderen Traumjob?
Spätestens mit meiner Schauspielausbildung war klar, dass ich auch am Mikro arbeiten möchte. Ich hatte vorher auch schon mal Synchronsprecher kennengelernt und das hat sicher nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass ich mich für den Schauspielberuf interessiert habe. Ich hab auch schon als kleiner Junge ganz schlechte kleine Hörspiele mit meinem Kassettenrekorder aufgenommen. Aber wenn du nach anderen Traumjobs fragst … ich hatte auch mal die naive Vorstellung, dass Redakteur im Videospielbereich ein geiler Job sein könnte.
Welche Rolle hat dir bisher am meisten gefallen und warum?
Da ist Zorro auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Aber es gab echt einige Rollen, mit denen ich viel Spaß hatte. Abgesehen von der Rolle selbst hängt das natürlich auch immer vom Team ab, mit dem man im Studio dran arbeitet. Zum Beispiel war Ashiya in „The Devil is a Part-timer“ auch deswegen so eine geile Sache, weil genau die richtigen Leute dran beteiligt waren. Aber Animes taugen mir eigentlich fast immer.

Du synchronisierst Zorro seit Folge 401 (Staffel 8). War es schwer das Erbe von Philip Brammer anzutreten?
Ja, schon ein bisschen. Ich kannte die Serie ja und wusste, dass Philipp da einen echt guten Job gemacht hat. Als er die Rolle dann abgegeben hat und ich die Chance bekommen habe sie zu übernehmen, war das für mich natürlich eine Riesensache. Da hängt ja von Produktionsseite auch ein längerer Entscheidungsprozess dran, in den auch Toei Europe involviert ist. Natürlich weiß ich auch, dass es eine ganze Menge Leute gibt, die an der Stimme von Philipp hängen. Da fühlt sich das schon nach großen Fußstapfen an.

Das hast du echt gut gemacht. Manchmal hört man den Unterschied kaum.

Danke. Das hör ich gern. 🙂

uwe_leftKannst du dich mit dem Charakter Zorro identifizieren?
Auf jeden Fall ist er mir sehr sympathisch. Ein paar seiner Eigenheiten kommen mir auch bekannt vor: ich schlafe auch sehr gerne und viel und nutze jede Gelegenheit zum Pennen. Und mein Orientierungssinn ist auch nicht gerade der Beste. (schmunzelt)

Wie oft ist Zorro in der neuen Staffel zu sehen?
Seine Auftritte in der neuen Season sind eher rar gesät. Er dürfte so in etwa in sieben Folgen auftauchen und auch erst gegen den Schluss der Staffel. Es gibt aber auch noch Rückblenden wo wir noch Takes neu aufnehmen mussten, weil die vorher von Philipp gesprochen wurden. Das Crossover-Special mit Toriko und Dragon Ball Z, wo Zorro auch Auftritte hätte, wird in Deutschland aus Gründen des Verständnisses aber leider nicht umgesetzt.

Wie sieht ein typischer Ablauf einer „One Piece“-Produktion aus?
Komplett bekomm ich das ja nicht mit aber ich versuch mal es zu umreißen. Im Prinzip beginnt es damit, dass neue Folgen oder Filme beim Studio in Auftrag gegeben werden. Im Fall von “One Piece” kommt der Auftrag von Toei Animation Europe mit Sitz in Paris/Frankreich. Bei der Synchronfirma kümmert sich dann die Produktionsleitung um die Planung der Staffel stellt ein Team für die Bearbeitung zusammen. Dazu gehören neben den Stimmen natürlich auch die Regie, Aufnahmeleiter, Autoren für die Dialogbücher, Tonmeister, Cutter und abmischen muss das Ganze am Ende natürlich auch noch jemand. Wenn die Bücher geschrieben sind, das Bild- und Tonmaterial da ist und alle weiteren Vorbereitungen getroffen wurden geht es dann zu den Aufnahmen ins Studio. Dabei gehen wir bei „One Piece“ in der Regel in Blöcken à 10-15 Episoden vor. Ein solcher Block dauert ca. zwei Wochen, rein für die Aufnahmen im Studio. Übrigens stehen wir in der Regel nicht gemeinsam vor dem Mikro sondern werden einzeln aufgenommen. Den anderen Strohhüten laufe ich also eher zwischen den Terminen über den Weg. Danach braucht es nochmal eine gewisse Zeit, um die Aufnahmen zurechtzuschneiden und alles abzumischen. Zum Schluss geht das Ganze an Toei Animation und den Sender zur Abnahme. Da geht also schon etwas Zeit ins Land und es hängt eine Menge Arbeit dran.

Ging die Staffel noch durch den Jugendschutz?
Davon gehe ich mal aus. Normaler Weise reicht der Sender die Staffel bei der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSF) ein.

Was ist für dich der größte Unterschied zwischen einer Synchronisation von einem Anime und einer realen Serie / Film?
Der Unterschied liegt vor allem darin, dass du keine Zeichnung vor dir hast. Ein Schauspieler ist nun mal ein lebender Mensch. Da erkennst du viel mehr kleine Details die du korrekt umsetzen musst.  Wie atmet er, wann pausiert er, was gibt er dir schauspielerisch vor. Bei Animes ist das ganze viel weniger ausgeprägt. Anime-Figuren siehst du z.B. nicht an, wann sie im Satz mal atmen. Dafür wird keine weitere Mundbewegung animiert. Aber wir atmen natürlich trotzdem, das müssen die Japaner ja auch. Man muss dafür nur erst mal den geeigneten Moment finden. Wenn man mal drauf achtet sind die Japaner übrigens öfter mal erstaunlich asynchron, auch wenn die O-Ton-Fans das jetzt vielleicht weniger gerne hören werden. ;O)

Was denkst du von Netflix – könnte dass das TV-Programm ablösen?
uwe_right2Netflix bietet inzwischen sehr interessante Eigenproduktionen an. Aber ich denke so wie das Angebot in der jetzigen Form aussieht, wird es das reguläre Fernsehen so schnell nicht komplett verdrängen.


Schaust du dir die Formate selber an in denen du bei der Synchro beteiligt warst?

Ja, ich schaff‘s zwar nicht immer alle Folgen zu gucken aber gerade werde ich “One Piece” regelmäßig verfolgen. Mal abegsehen davon, dass mir die Serie gefällt, schreibe ich inzwischen auch Dialogbücher für „One Piece“. Da muss ich natürlich wissen was abgeht. Ich werde dafür dann aber wohl die ProSieben MAXX Videothek nutzen. 🙂

Was gibts den in nächster Zeit so von dir zu hören?
Im Moment ist ein bisschen ruhiger bei mir. Bei der aktuellen One Piece-Staffel sind neben Zorro noch einige Dialogbücher von mir und auch für Sailor Moon Crystal habe ich Dialogbücher geschrieben. Für die neue ProSieben MAXX Show ‘Timber Kings’ habe ich außerdem eine Voice-Over-Rolle gesprochen. Da habe ich ebenfalls Philipp Brammer beerbt. Ansonsten erscheinen gerade die Animes „Jormungand“ und „DanMachi“ auf DVD und BluRay, in denen ich kleinere Rollen hatte und in der Sci-Fi-Serie „Dominion“ bin ich auch zu hören.

 

Deine abschließenden Worte an die Fans?
Schaut Euch die neue “One Piece”-Staffel an und habt Spaß! Je mehr Leute es gucken, desto größer ist die Chance, dass die Serie auch noch nach dem Zeitsprung bei uns weitergehen wird. 🙂

Vielen Dank Uwe für das tolle Gespräch!

 

Bilder: Uwe Thomsen | Fotografie: Tom von der Isar © Das Interview mit Uwe Thomsen wurde telefonisch geführt.