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In Memoriam Wolfgang Völz – Stimme von Otto aus Captain Future

Am 2. Mai 2018 verstarb der deutsche Bühnen-, Fernseh- und Filmschauspieler Wolfgang Völz. Aufgrund seiner markanten Stimme war Völz auch oft als Synchron- und Hörspielsprecher tätig. Anime-Freunden war er vor allem aus seiner Sprechrolle als Android Otto in der Anime-Serie „Captain Future“ bekannt.

Wolfgang Völz war 87 Jahre alt, als er am 2. Mai in seinem Wohnhaus in Berlin-Wilmersdorf verstarb. Viele Freunde und Kollegen begleiteten ihn auf seinem letzten Weg, als seine Asche am 6. Juni 2018 im Kolumbarium des Friedhofs Wilmersdorf beigesetzt wurde. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) fasste die Trauer der Bewunderer des beliebten Schauspielers laut Berliner Morgenpost mit den Worten zusammen: “Die Berlinerinnen und Berliner trauern um einen großen Schauspieler und einen couragierten Mitbürger. Unsere Gedanken sind in diesen Tagen bei seiner Familie, seinen Freunden und Kolleginnen und Kollegen.“

Wolfgang Völz war so vielseitig wie Otto der Android
Die Anime-Serie „Captain Future“ war zur Zeit ihrer Ausstrahlung nach „Speed Racer“ die zweite japanische Zeichentrickserie, die sich an Kinder jenseits des Grundschulalters richtete. Otto verkörperte darin einen Androiden, der sein Erscheinungsbild fast beliebig ändern konnte. Dies war durch seine Fähigkeit möglich, seinen Körper temporär aufweichen und anschließend neu modellieren zu können.
Die Vielseitigkeit der Figur war auch der Person hinter ihrer Synchronstimme zu eigen. Wolfgang Völz war auf den Theaterbühnen ebenso zu Hause wie im Kabarett. Er spielte im Fernsehen im Straßenfeger der 1960er Jahre „Stahlnetz“ ebenso mit wie in zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen. Seine erfolgreichste Serienrolle war zweifellos die des Chauffeurs Johann in „Graf Yoster gibt sich die Ehre“, die er in 76 Folgen verkörperte. Und schließlich stach seine markante Stimme in Werbespots wie „Toyota: Nichts ist unmöglich“ ebenso hervor wie in seinen Synchronrollen für Peter Ustinov, Mel Brooks oder Walter Matthau.

„Captain Future“ – Erst Proteste der Eltern, heute Kultstatus
Sehr beliebt bei Kindern und Jugendlichen, fiel das Urteil der Eltern über die japanische Zeichentrickserie wesentlich schärfer aus. Zu brutal, zu viel Gewalt. Das war das einhellige Credo von Eltern und Jugendschutzorganisationen. Dabei hatte das ZDF Gewaltszenen, die dramaturgisch nicht notwendig waren, bereits herausgeschnitten. Das negative Medienecho sorgte dafür, dass von den 52 Originalfolgen nur 40 im deutschen Fernsehen gezeigt wurden. Als auch der Fernsehrat des ZDF den Daumen senkte, wurden keine weiteren Rechte mehr eingekauft. Dabei wurden die hohen Herren vom Fernsehrat erst nach 26 gesendeten Folgen durch die kontroverse Diskussion auf „Captain Future“ aufmerksam.

Heute genießt die Anime-Serie im deutschsprachigen Raum längst Kultstatus. Captain Future ist für Anime-Liebhaber heute ebenso kultig, wie die Automatenspiele Captain Treasure und Captain Venture, die als kostenlose Automatenspiele im Internet gespielt werden können, in der Spielewelt Kult sind. Wolfgang Völz hat einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der Serie. Seine Stimme und sein Wesen waren für die Streitgespräche mit Roboter Grag wie prädestiniert. Letzterer wurde übrigens von Friedrich G. Beckhaus synchronisiert, einem Berliner Kollegen, mit dem er schon in „Raumpatrouille Orion“ vor der Kamera stand. Er ist heute 91 Jahre alt und lebt noch immer in Berlin.

Wolfgang Völz lebt in vielen Kinderfiguren weiter
Auch wenn Wolfgang Völz nun in seine geistige Heimat zurückgekehrt ist, wird er neben Otto noch in vielen weiteren Kinderfiguren weiterleben. Immer wenn Käpt’n Blaubär, Kinderarzt Dr. Wunderlich in Benjamin Blümchen, Majestix in den Asterix-Filmen oder Kapitän Bartbacke in Hexe Lilli sprechen, werden Kinder von dieser einmaligen Stimme beeindruckt sein und Erwachsene sich an Wolfgang Völz erinnern.

Zudem hat er sein Talent auch seinen Kindern Benjamin und Rebecca vererbt, die ebenfalls Synchronsprecher geworden sind. Eine große Karriere ist zu Ende gegangen. Er selbst sah sich „nur“ als allerersten Mann der zweiten Klasse. Die, die ihn liebten und schätzten, werden in ihm immer einen Freund erster Klasse sehen. Gute Reise Wolfgang Völz.