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«Gingitsune»: Ein echter Slice-of-Life-Geheimtipp

Mit reichlich Verspätung hat Anime House nun den Slice-of-Life-Titel «Gingitsune» in die heimischen Disc-Regale gebracht. Gilt hier das Motto: Was lange währt, wird endlich gut? Das erfahrt ihr in unserer Rezension zur Blu-ray-Box!

  • Label: Anime House
  • Veröffentlichung: 02.06.2023 (Handel)
  • FSK: Ab 6 Jahren freigegeben
  • Laufzeit: ca. 300 Minuten
  • Bildformat: 16:9
  • Auflösung: 1920 x 1080 p
  • Genre: Slice of Life, Fantasy
  • Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Anzahl Discs: 2
  • Verpackung: Softbox im O-Card-Schuber
  • Extras: Booklet, Clean Opening & Ending

Story (7/10)

Als rechtmäßige Erbin eines Inari-Schreins hat die 16-jährige Makoto Saeki die seltene Gabe, Geister sehen zu können. Der bärbeißige Fuchsgeist Gintaro, Inaris Götterbote, ist seit Kindestagen ihr bester Freund und Makoto nutzt nicht nur seinen Rat, sondern auch seine Fähigkeit, ein Stück in die Zukunft zu sehen, um den Menschen, die mit ihren Sorgen zum Schrein kommen, zu helfen. Doch das läuft nicht immer rund. Auch in Makotos Schulalltag geht es manchmal drunter und drüber. Und dann nimmt Makotos Vater auch noch den verschlossenen Satoru, den Erben eines anderen Schreins, bei ihnen auf – und mit Satoru hält ein zweiter Fuchsgeist im Saeki-Schrein Einzug.

Persönliche Einschätzung (Achtung, Spoiler!)

Als Anime House im Oktober 2021 ankündigte, «Gingitsune» auf Blu-ray veröffentlichen zu wollen, wussten wohl nur die wenigsten überhaupt von der Existenz dieses Titels. Auch im Internet fristet der Anime aus dem Jahr 2013 eher ein Nischendasein. Nachdem ich die Serie nun gesehen habe, kann ich jedoch sagen, dass Anime House hier dennoch ein glückliches Händchen bei der Titelauswahl bewiesen hat. Denn obwohl dieser storytechnisch keine Bäume ausreißt, könnte man ihn als kleine „Slice-of-Life-Perle“ bezeichnen.

In der Serie begleiten wir die manchmal etwas verpeilte, aber herzensgute Makoto in ihrem Schrein- und Schulalltag. Dort gewinnt sie nach anfänglichen Schwierigkeiten zwei neue Freundinnen, mit denen sie fortan etwa Shoppingtouren oder Übernachtungsparties bestreitet. Gleichzeitig hat die Serie mit dem knurrigen Fuchsgeist Gintaro und den anderen Götterboten, die Makoto im Verlauf des Animes kennenlernt, noch eine spirituelle Komponente. Anders als man vielleicht im ersten Moment denken könnte, spielen die Geister jedoch insgesamt gesehen eine eher passive Rolle. So steht Gintaro, welcher Makoto bereits seit ihrer Kindheit kennt, vielmehr in einer beratenden Position zur Seite. Etwas aufgemischt wird das Ganze, als die vorlaute und streitsüchtige Haru als zweiter Fuchsgeist im Schrein ihr neues Zuhause findet. In das lockere Alltagsgeschehen wurden ab und an auch etwas ernstere Töne eingestreut. Diese betreffen vor allem den Einzelgänger Satoru, der sich aufgrund vergangener Erfahrungen nur schwer gegenüber anderen öffnen kann. Doch auch er macht im Verlauf des Animes eine Charakterentwicklung durch.

Im abstrakten Sinne vollführt «Gingitsune» also einen Balanceakt zwischen dem Alltagsgeschehen mit Comedyelementen und eher ruhigen Momenten zum Innehalten. Das übernatürliche Element in Form der Götterboten gibt dem Anime einen interessanten Twist, überlagert jedoch nicht den eindeutigen Slice-of-Life-Fokus. Vor allem aber kann der Titel mit Charakteren zum Gernhaben punkten. Dementsprechend ist es für mich persönlich auch nicht schlimm, dass die einzelnen Storyfetzen eher lose miteinander verbunden sind. Im Vordergrund steht hier die Freude am Leben.

 

Animationen (7/10)

Hinsichtlich der Animationen weist «Gingitsune» einen eher simplen, aber in meinen Augen sehr ansprechenden Zeichenstil auf. Wie viele andere Serien macht der Titel natürlich auch von einigen Standbildern Gebrauch, diese sind jedoch in einem angemessenen Rahmen und fallen nicht allzu negativ ins Auge. Die Animationen an sich wirken natürlich und sind für den dialoglastigen Titel völlig ausreichend. Besonders gefallen haben mir die Charakterdesigns sowie einige schöne Lichteffekte. Insgesamt ist der Anime sehr farbenfroh und verspielt gehalten, was meiner Meinung nach auch gut zum Setting passt. Die Schärfe des Bildmaterials ist für einen Anime aus dem Jahr 2013 völlig ausreichend.

 

Musik (8/10)

Als Opening der Serie fungiert der Song «tiny lamp» der Band fhána. Beim ersten Anhören blieb ich zuerst etwas skeptisch, doch im Laufe der Episoden musste ich spätestens im Refrain die eingängige Melodie innerlich mitsummen. Gegen Ende des Lieds gibt es auch einige schöne J-Pop-typische Harmonien zu hören. Das Endinglied «Gekkō Story» von Screen Mode hat ein langsameres Tempo und bildet wie bei vielen anderen Animes einen Gegenpol zum flotteren Opening. Der Song eignet sich somit gut zum Ausklingen der Episoden. Davon abgesehen konnte er mich jedoch etwas weniger als «tiny lamp» überzeugen.

Die Hintergrundmusik hat auf mich einen positiven Eindruck hinterlassen. Die verwendeten Stücke sind sehr schön komponiert und harmonieren hinsichtlich der Besetzung auch gut mit dem Schrein-Setting. Auch wirken die Stücke in eigenen Szenen etwas „präsenter“ als bei anderen Serien, wo diese oft nur als Beiwerk fungieren. Anbei eine interessante Anekdote: Eines der Stücke aus dem «Gingitsune»-Soundtrack wurde sogar im Rahmen der Paralympischen Spiele 2020 in Tokyo verwendet.

 

Deutsche Lokalisierung (8/10)

Die deutsche Synchronisation entstand bei der HNYWOOD GmbH in Heilbronn unter der Dialogregie von Markus Lange. Das Dialogbuch stammt aus der Feder von Robert Weber. Die deutsche Fassung zeigt hier ähnlich wie bei «Hanasaku Iroha», dass sich die Heilbronner Werke mittlerweile nicht mehr hinter Animesynchros aus den Synchronhochburgen Berlin oder Hamburg verstecken müssen. Lisa Müller erweckt die muntere Makoto mit ihrer Stimme glaubhaft und liebenswürdig zum Leben. Besonders gefallen haben mir des Weiteren Matthias Hoff auf dem Fuchsgeist Gintaro sowie die sympathische Lisa Cardinale, welche ich im Rahmen der AnimagiC 2022 bereits persönlich kennenlernen durfte und die in «Gingitsune» Hiwako Funabashi spricht. Bei den Kleinstrollen gab es standortbedingt ein paar vereinzelte Ausreißer nach unten, diese bildeten jedoch im Vergleich zum treffend besetzten Stammcast die Minderheit.

Die Abmischung hat die entsprechenden Raumverhältnisse in allen Szenen gut wiedergegeben, so war etwa der Unterschied zwischen dem Inneren eines Autos und einem größeren Raum auch akustisch gut wahrnehmbar. Bei einem kurzen Probehören in die japanische Tonspur wirkte diese im Vergleich recht „lasch“, hier hat die deutsche Fassung also die Nase vorn. Lediglich bei einem Take ist offenbar ein Patzer unterlaufen. Hier wurde unter freiem Himmel ohne ersichtlichen Grund ein starker Halleffekt verwendet. Da die betroffene Stelle jedoch sehr kurz ist, fällt dies nicht weiter ins Gewicht.

Wie bereits bei anderen Anime-House-Veröffentlichungen wurden alle Episodentitel und andere Bildtexte mit farblich und stilistisch passenden sowie gut platzierten Untertiteln übersetzt. Daumen hoch!

 

Verpackung & Extras (5/10)

Wie bereits bei allen anderen „Premium Collections“ von Anime House hat man sich bezüglich der Verpackung für eine breite O-Card entschieden, welche zwei normale Amarays umhüllt. Leider ist die O-Card an den Kanten sehr anfällig für Knicke und die Softboxen rutschen bei unvorsichtiger Handhabung schnell mal heraus. Da es sich bei «Gingitsune» jedoch um eine sehr nischige Serie handelt, hätte hier ein richtiger Schuber sowieso kaum zur Debatte gestanden. Somit handelt es sich bei der O-Card um einen Kompromiss, welcher im Regal ansprechender aussieht als zwei einzelne Amarays. Das O-Card-Design und das dazugehörige Coverartwork sind in meinen Augen jedoch ein wahrer Hingucker geworden und stechen hier positiv hervor.

Die Extras sind hingegen leider sehr dürftig ausgefallen. Neben den Textless-Versionen von Opening und Ending, welche sich auf so gut wie jeder Anime-Blu-ray finden, wurde lediglich ein Booklet beigelegt. Dieses hat nur wenige Seiten und enthält Episoden- sowie Charakterbeschreibungen. Dementsprechend fällt auch die Punktevergabe in dieser Kategorie verhalten aus.

 

Fazit

Wer Slice-of-Life-Fan ist und möglicherweise ein Faible für japanische Tempel hat, sollte «Gingitsune» auf jeden Fall eine Chance geben. Der Anime eignet sich aufgrund seiner eher ruhigen, ausgelassenen Art auch gut zum Abschalten nach einem langen Tag, ohne dass die Serie belanglos wirkt. Hinsichtlich Verpackung und Extras wird leider nicht viel Mehrwert geboten, dafür kann die deutsche Synchro überzeugen. Insgesamt also ein echter Slice-of-Life-Geheimtipp!

 

Bewertung

Story (doppelt gewichtet)                7/10
Animationen               7/10
Musik                                  8/10
Deutsche Lokalisierung 8/10
Verpackung & Extras 5/10

Gesamt                               

7/10

 

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Wir bedanken uns bei Anime House für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!