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Ein Kommentar: Hört auf mit der Whitewashing-Debatte

US-Verfilmungen von Animes/Mangs sind reinstes Whitewashing, möchten viele Fans meinen. TemplateR von Manime.de sieht das ganz und gar nicht so.

Am 30.03 startete die US-Realverfilmung von «Ghost in the Shell» mit Scarlett Johansson in den deutschen Kinos. Und die Erwartungen eines finanziellen Erfolgen konnten nicht erfüllt werden. Nun stellt sich die Frage, woran es scheiterte. Liegt es am schlechten Drehbuch? Schwachen Leistung der Schauspieler? Paramount Pictures sieht die im Vorfeld heiß-diskutierte Whitewashing-Debatte als Hauptgrund für den Misserfolg des Filmes an den Kinokassen. Vor allem die Besetzung von Scarlett Johansson als Motoko Kusanagi war der Knackpunkt an dieser Debatte, die daraufhin so richtig Fahrt aufnahm.

Als eine US-Verfilmung von «Ghost in the Shell» angekündigt wurde, hatte ich auch ein wenig Angst gehabt, dass der Film ein großer Reinfall werden würde. Woher kommt das? In der Vergangenheit gab es immer wieder katastrophal schlechte US-Adaptionen von Animes beziehungsweise Mangas, etwa die Realverfilmung von «Dragonball». Später, als der Cast angekündigt und Scarlett Johansson als Motoko Kusanagi besetzt wurde, hatte ich trotzdem immer noch starke Bedenken gehabt, dass am Ende ein sehenswerter Film stehen würde. ABER mittlerweile habe ich gerlernt, dass ich warten sollte bis bewegte Bilder zu sehen sind, egal ob die bewegten Bilder im Form eines Trailers vorliegen oder gleich dem ganzen Film entsprechen. Und in der Tat schaffte es der erste Trailer zur US-Realverfilmung von «Ghost in the Shell», meine Befürchtung komplett zu zerstreuen. Denn der Trailer sah richtig gut aus und die Bilder hatten in mir die Lust auf den Film erweckt.

Nach dem ersten Trailer sind Wochen, nein sogar mehre Monate, vergangen und hatte ich die Möglichkeit für MAnime gehabt, einer Pressovorführung von «Ghost in the Shell» beizuwohnen. Dies ließ ich mir nicht entgehen und saß somit an einem frühen Morgen im Kinosessel. Und wie war der Film? Es war eine der besten, villeicht sogar die bisher beste, US-Realverfilmung eines Anime/Mangas, die ich in meinem Leben gesehen habe.

Und was ist nun meine Meinung zu der sogenannten „Whitewashing-Debatte“ bei dem Film? Je mehr ich über mögliche US-Adaptionen diverser Mangas/Animes nachdenke, desto klarer wird meine Meinung zum diesem Thema.

Whitebashing-Debatte ist ein kompletter Schwachsinn!!

Es gibt in der Tat diverse Animes bzw. Mangas, die Geschichten rund um die japanische Kultur behandeln. Ein Beispiel wäre Naoki Urasawas «20th Century Boys», das voller kultureller Bezüge zu Japan und Mangas steckt. Hier kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie eine US-Verfilmung ohne solche Referenzen entstehen soll.

ABER es gibt auch Mangas bzw. Animes, wo die japanische Kultur eine kleine (oder sogar gar keine) Rolle spielt. Diese sind perfekt geeignet für eine US-Realverfilmung. Wollt Ihr ein Beispiel haben? Attack on Titan ist ein gutes Exempel, hier wird im Gegenteil sogar die europäische Kultur vielfach referenziert, vor allem bei den Namen (!!).

Und wie sieht es nun mit «Ghost in the Shell» aus? Natürlich gibt es hier und da japanische bzw. chinesische kulturelle Referenzen, aber wenn Ihr die Bedeutung des Titel schon nicht versteht, dann ist der Hass gegenüber einem US-Remake natürlich vorprogrammiert.

Bedeutung des Titels «Ghost in the Shell»

Der japanische Titel bedeutet aufgeschlüsselt: = Angriff, = Schale, Hülse; Hülle, 機動隊 = Mobile Einsatztruppe. Bei der englischen Übersetzung wurde bewusst die Bezeichnung Ghost gewählt, was eine klare Abgrenzung zu Spirit und Soul bedeutet. Ebenso markant ist der Begriff Shell. Die Shell ist nicht nur die „Hülle“ (auch hier ließen sich synonym verwendbare Begriffe finden), sondern auch die „Verhüllung“. Bei diesem Wortspiel kann Shell aber ebenso eine textbasierte Benutzerschnittstelle (siehe Shell) bezeichnen. Der „Geist in der Shell“ könnte somit eine Allegorie für einen künstlichen, von Menschenhand geschaffenen Verstand in den Tiefen der Technik darstellen. Der Geist, den jeder Mensch hat, ist digitalisiert und er befindet sich in einem künstlich erschaffenen, kybernetischen Körper. Mit anderen Worten handelt es sich auch dabei um eine „Künstliche Intelligenz“. Diese Interpretation lässt sich durch die zahlreichen Anspielungen auf Genetik und Evolution untermauern.

Was heißt es im Umkehrschluss auf die Besetzung von Scarlett Johansson als Motoko Kusanagi? Ganz einfach: Scarlett Johannsson ist nur der Körper, die eine japanischer Seele besitzt.

Wie komme ich jetzt auf das „Whitewashing“-Thema? Nicht nur wegen der aktuellen News bzgl. der Einspielergebnisse von der US-Realverfilmung «Ghost in the Shell» sondern auch wegen einer anderen US-Realverfilmung eines Animes bzw. Mangas. Die Rede ist von «Death Note», welcher ab August diesen Jahres exklusiv bei Netflix zu sehen sein wird. Denn durch den neusten Trailer wurde die „Whitewashing“-Debatte erneut entfacht. Es wird unter anderen kritisiert, dass „L“ in der US-Adaption von einem afroamerikanischen Schauspieler verkörpert wird.

Auch hier finde ich, dass ein vermeintlich starker Bezug auf die japanische Kultur nicht als Begründung dieser Vorwürfe dienen kann. «Death Note» war immer ein dunkles und mysteriöses Kunstwerk, das universell ist wie nur wenige andere. Was bedeutet, dass der Schauplatz überall auf der Welt sein kann, sogar in eurer Heimatstadt.

Eine Bitte an euch Anime- und Manga-Fans da draußen:

Bevor ihr irgendwelche US-Realverfilmung eures Lieblings-Animes bzw. -Mangas mit „Whitewashing“-Vorwürfen beschuldigt, überlegt bitte vorher wie die Prämisse der Story des Mangas bzw. Animes ist und ob der Manga/Anime starke japanische Kultur-Referenzen aufweist. Wenn nicht, ist diesem Vorwurf nämlich jede Substanz entzogen.