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Japanische Animatoren leben an der Armutsgrenze

animator

Wir bekommen nur das fertige Produkt zu Gesicht: Den Anime. Die Arbeitsbedingungen hinter diesem sind aber oftmals schrecklich und geprägt von Überstunden und Niedriglöhnen…

Hinter den Kulissen weht oftmals ein ganz anderen Wind, denn Mitwirkende einer Anime-Produktion stehen unter immensem Zeitdruck. Ein sehr eng getakteter Zeitplan muss eingehalten werden und um dies zu erreichen, sind Überstunden die Regel. Honoriert wird man mit Löhnen, die teilweise sogar Ein-Euro-Jobs unterschreiten…

Der Amerikaner Henry Thurlow ist seinem Traum gefolgt und nach Japan ausgewandert. Dort angekommen hat er als Englischlehrer gearbeitet und nach einer Phase der Eingewöhnung ist er dem Animationsstudio “nakamura pro” als Animator beigetreten, wo er ausgebeutet wurde. Für jede Zeichnung hat er 120¥ (=0,98€) erhalten, was letztendlich zu einem Tageslohn von nur 5-25€ geführt hat. Daraufhin wechselte er und hat sich dem namenhaften Studio “Pierrot”angeschlossen. Er hat bei der Produktion von bekannten Titeln wie «Naruto Shippuden» und «Tokyo Ghoul» mitgewirkt und bei ~3€ pro Zeichnung noch immer mies verdient.

Während er sich zu den Arbeitsbedingungen äußerte, kam auch ein dreimaliger Krankenhausaufenthalt aufgrund von Überarbeitung zur Sprache.

   

“Um das klarzustellen: Es ist keine Industrie mit ‘schwierigen’ Arbeitsbedingungen… Es ist eine Industrie mit ‘illegal harten’ Arbeitsbedingungen. Einem wird nicht ansatzweise der minimale Lohn gezahlt, man wird dazu gezwungen, Überstunden zu arbeiten bis man sich am Arbeitsplatz übergeben und zur Behandlung ins Krankenhaus muss. Es wird verlangt, dass man immer da ist, wenn absehbar ist, dass eine Deadline nicht erreicht wird. Das bedeutet wahrscheinlich, dass man anderthalb Monate ohne einen freien Tag arbeiten muss. Danach darf man wieder in den normalen Rhythmus von sechs Tagen pro Woche, zehn Stunden am Tag zurückkehren. Niemand redet und man isst auch nicht zusammen und so weiter. Alle sitzen nur da und arbeiten völlig still und scheinen kein Interesse daran zu haben, diese Situation zu ändern.”

“Als ich in New Work als Animator arbeitete, konnte ich mir eine Wohnung leisten, Dinge kaufen und ich hatte Zeit, um mein “Leben zu leben”. Doch der Künstler in mir quälte sich, weil ich an keinen hochqualitativen Filmen und Serien arbeitete. Nun ist alles an meinem Leben schrecklich, doch der Künstler in mir ist komplett zufrieden.”

“Die Menge an Geld, die man verdient, ändert sich von Tag zu Tag, da sie auf der Zahl von Einzelbildern (Frames), die man zeichnet, basiert. Montags arbeite ich vielleicht an einfachen Korrekturen und schaffe 40 Zeichnungen, was abhängig von der Serie vielleicht 150 Dollar bedeutet. Doch dienstags bis donnerstags muss ich vielleicht Trace-Backs und In-Between-Animationen für eine super detaillierte Szene aus Tokyo Ghoul machen (was nebenbei gesagt wirklich Spaß macht), was dazu führt, dass ich nur fünf Zeichnungen schaffe – also 12 Dollar am Tag verdiene. Jeden Monat verdiene ich bei Pierrot etwa 1000 Dollar. Jeden Monat bei meinem vorherigen “Sklavenarbeit”-Studio habe ich 300 Dollar verdient.

Quellen: Crunchyroll / Kotaku