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Buchmacher in Japan: Wie sich die Glücksspielkultur verändert

Nicht nur in diversen Anime-Klassikern der 1990er Jahre spielt die japanische Sport- und Wettkampfkultur eine große Rolle. Japan ist seit jeher vielseitig am Wettstreit und dem damit verbundenen Glücksspiel interessiert, weshalb man in der Freizeit gerne das eigene Können und Glück herausfordert. Obwohl Casinos und Buchmacher in Japan streng reglementiert sind, erfreuen Sie sich wachsender Beliebtheit. Führende Politiker des Landes planen nun eine Lockerung der strengen Gesetze, wodurch sich auch die Fankultur im Sportbereich nachhaltig verändern könnte.

 

Warum es mit dem Glücksspiel in Japan so kompliziert ist

Die Japaner haben zum Glücksspiel eine sehr ambivalente Beziehung. Zum einen spielt das Thema Glück im kulturellen Kontext eine große Rolle, zum anderen sind Glücksspiel und Wetten in vielen Bereichen illegal. Ausgenommen sind Sportwetten, bei denen keine Einzahlungen nötig sind und auch Wetten auf Motorsportereignisse sind erlaubt. Rennsport ist generell sehr beliebt und im Besonderen die Formel 1 hat einen festen Platz im Herzen vieler Japaner. Zudem sind Lotterien gefragt und bereits seit mehreren hundert Jahren etabliert. Doch auch hier ticken die Uhren in Japan anders: Spielscheine für die großen „Jumbo-Draw-Lotterien“ gibt es nur in Bankfilialen zu kaufen.

Die in Europa üblichen Casino-Klassiker wie Poker, Roulette oder Slotgames mit Geldeinsätzen sind verboten. Im Laufe der Jahre hat man vor Ort jedoch verschiedene Wege gefunden, trotzdem seiner Spielleidenschaft nachzugehen. Ein sehr verbreiteter Ersatz für Casinos sind die überall zu findenden Pachinko-Spielhäuser, die zeitweise sogar zu Impfzentren umfunktioniert wurden. Dort können Besucher sich an einer Vielzahl farbenfroher Spielautomaten versuchen, die früher mechanisch und heute elektronisch für Spielspaß sorgen. Glücksspielbegeisterte Japaner aus höheren Einkommensschichten vergnügen sich hingegen in Singapur oder Macao, wo Casinos erlaubt sind. Immer mehr Japaner entdecken aber auch das Online-Glücksspiel für sich.

Sportwetten bisher nur zum Teil erlaubt

Das nationale Glücksspielgesetz überrascht mit einigen Besonderheiten. Wie bereits erwähnt, sind bestimmte Arten von Sportwetten erlaubt. Zu den Ausnahmen gehören Tippspiele im Zusammenhang mit Pferde-, Renn- und dem motorisierten Wassersport. Angeboten werden dürfen die Wetten jedoch nur von staatlicher Seite aus. Vor der Corona-Pandemie kamen auf diesem Weg Umsätze von über 45 Milliarden Euro zusammen. Nur die Pachinko-Spielhallen erwirtschafteten mit 165 Milliarden Euro noch mehr. Wie man sieht, ist Glücksspiel in Japan äußerst gefragt, nur die Möglichkeiten dazu sind momentan noch begrenzt.

In der japanischen Popkultur spielen Glücksspiel und Wetten eine große Rolle

Nicht zuletzt über beliebte Animes kann man sich ein gutes Bild davon machen, mit wie viel Herzblut die Sportfan-Kultur in Japan gelebt wird. Umso weniger verwundert es daher, dass Wetten und Tippspiele für viele einfach dazu gehören. In der Popkultur gibt es deshalb ebenfalls unzählige Phänomene, die mit Glücksspiel und Sportwetten zusammenhängen. Selbst manche Animes greifen das Thema auf, häufig in Verbindung mit Sport-Animes, die in der Vergangenheit ganze Generationen zum Fußball- und Volleyballspielen animiert haben.

Aber auch Glücksspieler sind immer wieder Protagonisten von Serien und Filmen, wo sie sich selbst und manchmal sogar übernatürliche Entitäten herausfordern. Ein gutes Beispiel ist die Adaption des Mangas Kakegurui. Die Handlung spielt in einer Akademie, die sich auf das Training von Glücksspielern aus wohlhabenden Familien spezialisiert hat. Der Held Yumeko Jabami gehört zu den vielversprechendsten Schülern des Internats, doch bekommt es schon bald mit Intrigen und schwierigen Herausforderungen zu tun. Strenggenommen sind sogar beliebte Franchises wie Death-Note eindeutig von der japanischen Glücksspielfaszination inspiriert. Statt gegen menschliche Gegner anzutreten, befindet sich die Hauptfigur jedoch im Wettstreit mit einem Dämon.

Sportwetten könnten bald vollständig legalisiert sein

Bereits 2016 hat die japanische Regierung Pläne geäußert, die strengen Reglementierungen für Sportwetten und Glücksspiele zu lockern. Ursprünglich war vorgesehen, dass bereits bis 2020 erste Casinos ihre Pforten öffnen, doch auch hier hat die Pandemie den Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das neu angepeilte Ziel wurde dementsprechend großzügig in die Zukunft verschoben. Bis 2024 möchte man diverse Lockerungen und Gesetzesänderungen gestalten und umsetzen. Nachdem zu Anfang nur Casinos im Gespräch waren, soll nach aktuellen Aussagen jedoch auch das Sportwettenverbot aufgehoben werden.

Von der Öffnung des Marktes für private Anbieter verspricht sich der Staat hohe Einnahmen, die zum Ausgleich von Haushaltslöchern genutzt werden könnten. Experten-Prognosen sprechen von umgerechnet bis zu 54 Milliarden Euro. Auch könnte man Steuern auf Online-Casinos erheben. Diese sitzen aktuell noch im Ausland, um das Verbot zu umgehen, werden aber geduldet, weshalb sich der ganze Internet-Glücksspielmarkt momentan noch in einer Grauzone bewegt. Durch die Legalisierung könnte man auch die Spieler besser schützen.

Was der Wandel für Wettanbieter bedeuten könnte

Mit den bevorstehenden Änderungen stehen der japanischen Glücksspielindustrie große Umbrüche bevor. Da der Staat bisher ein Monopol in diesem Bereich hatte, werden vermutlich viele neue Anbieter entstehen – und ausländische Anbieter nach Japan expandieren. Für die ersten großen Spielbanken nach europäischem Vorbild gibt es sogar schon geplante Standorte in Nagasaki und Osaka. Um die Lizenzen kämpfen aktuell mehrere internationale Glücksspielunternehmen. Die bekannten Investmentportale des Landes rechnen mit hohen Investitionen in diesem Bereich, die der japanischen Wirtschaft zugutekommen könnten. Auch der Glücksspielgigant MGM Resorts aus den USA scheint bereits Interesse bekundet zu haben.