Skip to content

Anime erobern Sportfans

Kämpfer, die mit schwingenden Schwertern gegen Dämonen oder menschliche Bösewichter antreten, Faustkämpfe und Duelle im Boxring, Bogenschießen und mehr sind aus den Anime- und Mangakanons nicht wegzudenken. Doch selbst Geschichten, in denen normaler Sport und junge Athleten im Mittelpunkt stehen, ziehen international Fans in den Bann. So beliebt sind die gezeichneten Filme und Bücher, dass sie sogar einen Boom in manchen Sportarten auslösen können.

In Deutschland haben die Volleyball-Vereine dieses Phänomen bereits mehrfach erlebt. Der in den 90er Jahren im Fernsehen gelaufene Anime „Mila Superstar“ sorgte für einen Zuwachs im Jugendbereich der Frauen von sage und schreibe 20 Prozent. Der Effekt der in mehr als 100 Folgen erzählten Geschichte um die kleine Mila mit den großen Kulleraugen und der Schleife im Haar, die die beste Volleyballspielerin der Welt werden möchte, hat dem deutschen Frauen-Volleyball langfristig Auftrieb gegeben. Die Resultate sprechen für sich: 2011 und 2013 wurden die deutschen Damen zweimal hintereinander Vizeeuropameister.

Jüngeren Datums ist die auf Netflix laufende Anime-Serie „Haikyuu!!“. Bereits vier Staffeln umfasst die Serie, die von einem Volleyball-begeisterten Jungen mit enormer Sprungkraft und Talent erzählt. Die Liebe zum Sport und Realitätsnähe der Spielszenen haben so manchen Zuschauer dazu bewegt, selbst den Sport auszuprobieren.

Fußball, der in Deutschland bei den aktiven Freizeitkickern, aber auch bei Sportwetten online unangefochten die Nummer Eins ist, hat auch in Japan zahlreiche Fans. Seit 1930 besitzt Japan eine Fußballnationalmannschaft, und 1968 erlebte der Sport einen Höhepunkt, als die japanische Elf bei der Olympiade in Mexiko eine Bronzemedaille holte. Den Fußballfrauen gelang bei der Frauen-Fußballweltmeisterschaft im Finale 2011 sogar ein Sieg über die hoch favorisierten USA. Mit 18 Proficlubs ist die J-League zwar nicht so berühmt wie die westlichen Ligen, aber sie hat etliche, auch außerhalb Japans erfolgreiche Kicker hervorgebracht.

In Japan, der Heimat von Manga und Anime, sind sowohl westliche wie auch traditionelle östliche Sportarten populär. An erster Stelle steht dabei eine leicht veränderte Version des US-Nationalsports Baseball. Wie in Amerika auch gibt es dabei schon ein starkes Gewicht auf den Oberschul-Ligen, und die High School Championships gehören zu den sportlichen Höhepunkten im Sommer. Bereits seit 1872 wird in Japan Baseball gespielt, und seit 1936 existiert eine professionelle Liga. Der Ball ist genau wie Strike Zone und Spielfeld zwar ein wenig kleiner als in den USA, und weil normale Ligaspiele auf 12 Innings und Ausscheidungskämpfe auf 15 Innings beschränkt sind, gibt es auch Unentschieden, aber das sind die einigen Unterschiede.

Tennis, und dabei vor allem Soft-Tennis mit einem weichen Ball, nimmt in der japanischen Kultur einen besonderen Platz ein. Dem seit 1878 im Land der aufgehenden Sonne unterrichteten Sport hat Japan seine allerersten olympischen Goldmedaillen bei den Spielen 1920 in Antwerpen zu verdanken. Der ehemalige Kaiser Hirohito traf seine zukünftige Frau Michiko im Urlaub auf einem Tennisplatz, und der japanische Profispieler Nishikori Kei hat es als erster Japaner in die Top Ten im Einzel der Herren geschafft. So populär ist der Sport, dass mittlerweile mehr als 50 Millionen Exemplare der auch als Anime verfilmten Manga-Serie „The Prince of Tennis“ über den Ladentisch gegangen sind.

Von westlicher Kultur unbeeinflusst ist das häufig als inoffizieller Nationalsport angesehene Sumo. Der Sport ist aus einem Shinto-Ritual entstanden, bei dem ein Mensch mit einem Gott ringt. Professionelle Sumo-Turniere gibt es bereits seit 1684. Noch heute ziehen die sechs jährlichen, über das ganze Land verteilten, 15 Tage dauernden Turniere ungezählte Fans in ihren Bann. Dabei sind inzwischen auch Ringer aus dem Ausland zugelassen, so dass unter anderem zahlreiche Sumo-Stars aus Mongolien es in Japan zu Ruhm und Ehre gebracht haben.

Eine aus dem Sumo-Ringen entstandene Pro-Wrestling-Abart ist das populäre Puroresu, bei dem im Vergleich zum amerikanischen Wrestling mehr Wert auf Athletik gelegt wird.

Golf, Autorennen und Boxen stehen ebenfalls hoch oben in der Gunst der japanischen Sportfans.

Das Ansehen von Sport zeigt sich auch an zahlreichen Anime, die genau wie „Mila Superstar“ und „Haikyu“ die Sportbegeisterung noch verstärken.

Der Fußball-Anime „Captain Tsubasa“ erzählt die Geschichte eines Jungen, der davon träumt, ein Starkicker zu werden. Doch obwohl sein Talent an seiner neuen Schule gefördert wird, muss er so manches Hindernis überwinden, um seinen Traum zu verwirklichen. Dabei lernt er, dass Mannschaftsgeist und Fair Play auch jenseits des Fußballfelds eine bedeutsame Rolle spielen.

„Yowashumi“ handelt von einem neuen Jungen an der Oberschule, der vergeblich versucht, einen Animeclub wiederzubeleben, um endlich Freunde zu finden. Doch seine Einsamkeit ist vorbei, als zwei Mitschüler ihn auf dem Fahrrad sehen und versuchen, ihn für den Radclub zu gewinnen.

Tennis- und Baseball-Animes wie „Tennis no Ouija-sama – The Prince of Tennis” und “Dia no Ace” haben längst ihren Platz in der Popkultur gefunden. Andere Sport-Anime verbinden die Geschichten um junge Sportler mit Thriller-Elementen, den Freuden und Leiden des Erwachsenwerdens, und überzeugend gestalteten Charakteren, die die zum Teil jahrelangen Laufzeiten durchaus verdienen. Selbst wenn nur ein Teil des Publikums anschließend den Weg in den aktiven Sport findet, sind die Talente und das Durchhaltevermögen der Anime-Helden Inspiration auf vielfältige Weise.