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Wie stark beeinflussen Anime unseren Erfolg?

Anime erzählen meist Geschichten, wie sie das Leben schreibt. Da kommen Protagonisten halbe Staffeln lange nicht vom Fleck, bevor sie sich nicht die eigenen Fehler eingestehen. Oder sie trainieren jahrelang, um endlich bei einem Wettbewerb eine Chance zu haben.

Oder sie fallen den Fehlern und Charakterschwächen von Menschen zu Opfer, denen sie zu nahestehen. Die Liste an Beispielen ist lang – und ja, natürlich zählen Shows wie Monster Musume nicht unbedingt zu den oben genannten Beispielen. Der Typ hat zwar auch Probleme, die sind allerdings nicht mit Lektionen aus der uns bekannten Philosophie lösbar (oder wir verstehen einfach die Metaphern nicht – durchaus möglich).
Egal wie fantastisch oder futuristisch der Rahmen einer dieser Geschichten auch sein mag, die Personen, um die sich die vielen Handlungsstränge entfalten, sind Menschen – oder arg menschlich. Es ist daher nur verständlich, dass sich bei einem Schicksalsschlag, den eine von uns geliebte Figur erleidet, auch uns der Magen zuschnürt (FMA anyone?). Oder, dass wir Episoden lang dem Showdown zwischen unserem Helden und dem Bösewicht der Show entgegenfiebern.

Genauso macht es uns aber auch solche Figuren sympathisch, die Hobbys oder gar Lüsten frönen, denen wir bis jetzt entweder noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt haben, oder die wir nur vom Hörensagen kennen. Dazu gehören definitiv solche Charaktere, die sich dem Glücksspiel verschrieben haben und sich geschworen haben, zu den besten der Welt zu gehören. Wo manche Serien vergegenwärtigen, wie sehr Spielen Teil der Populärkultur ist – Charaktere spielen auf ihren Mobiltelefonen Spiele, die sehr an online Spielautomaten erinnern – benutzen andere Serien Szenen in Casinos, verrauchten Lokalen oder geheimen Hinterzimmern, um die Handlung voranzutreiben oder gar neue Figuren einzuführen. Cowboy Bebop zum Beispiel lässt sich eine ganze Episode lang Zeit, das Setting eines Casinos und die Machenschaften darin zu benutzen, um dem Publikum einen sehr wichtigen Charakter für den späteren Serienverlauf vorzustellen. In Samurai Champloo zum Beispiel suchen 2 Protagonisten nach einer Möglichkeit, Geld zu verdienen. Einer der beiden Schwertkämpfer versucht, auf ehrliche – vermeintlich ehrbare – Art Leuten zu helfen, während der andere, wie sollte es anders sein, bei einer Meute aufgeregter Männer hängen bleibt, die fieberhaft auf den Ausgang eines Kräftemessens zweier Nashornkäfer wetten. Hier wird des einen Hang zur Wette ganz klar mit dem Wertesystem des anderen kontrastiert – und doch bleiben beide Männer dem Publikum sympathisch.

Legendär bleibt natürlich eine Serie wie Akagi, bei der ein junger Mann unverhofft zum Mahjong-Genie wird. Eine ganze Staffel lang rutscht er dabei von einer überzeichneten Situation in die andere. Was die Serie aber so wertvoll macht, sind die Hintergründe, vor denen sich die Handlung abspielt. Lokale werden besucht, eine eigene Sprache voll Spezialbegriffe und Slang wird benutzt – wer die Zeit hat, sollte unbedingt einmal recherchieren, wie Untertitel angefertigt wurden und wie der Autor des Mangas an die Thematik heranging – und der Zuschauer hat den Eindruck, ein kleines bisschen in die Welt miteinzutauchen.

Mit der Pachinko-Welle, die Japan mittlerweile vollkommen überrollt hat, kamen natürlich auch solche Produktionen auf den Markt, die der Thematik zu noch mehr Glanz verhelfen sollten. Charaktere wie Rio (Rio: Rainbow Gate!) oder Yumeko (Kakegurui) werden auf Plakaten, Kartonaufstellern und dem Internet als Poster Girls für diverse Spielautomaten gebraucht und reihen sich nahtlos in andere Franchises ein.

Egal also, was man selbst von diesen Teilen des Lebens halten mag, Glücksspiel hat in Animes seinen Platz. Zum einen, um Charaktere besser und interessanter zu machen, zum anderen, weil es auf klare Weise zeigt, dass auf Taten immer Konsequenzen folgen. Sogar dann, wenn wir gespannt vor dem Bildschirm darauf warten, wie unser Held diesmal seinen Kopf aus der Schlinge ziehen mag…