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Karikaturistinnen: Ihr Beitrag zur Comic-Welt, so wie wir sie heute kennen

Eine aktuelle Online-Ausstellung zeigt die berühmtesten Comicautorinnen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Wie in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaftswelt, haben auch in der Comicszene die männlichen Autoren dominiert, und dies schon seit den Anfängen in den 1930er Jahren, als die ersten populären Titel veröffentlicht wurden. Also in einer Zeit, die oft als das „Goldene Zeitalter“ der Comic-Strips bezeichnet wird.

 

Aber hinter dem Erfolg der Branche steckten auch eine Reihe weiblicher Talente, die sich im Laufe der Zeit immer mehr gegen dieses Mainstream-Denken stemmten.

 

„Women in Comics: Looking Forward and Back“ ist eine Sammelausstellung, die mehr als 50 Schriftstellerinnen und Künstlerinnen gewidmet ist, die direkten Einfluss darauf genommen haben, wie wir heute Comics lesen und verstehen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie kann diese Ausstellung nicht auf herkömmliche Art und Weise stattfinden und ist daher in einer Online-Version verfügbar. Dieses Panoptikum ist in zwei Abschnitte unterteilt: die Geschichte weiblicher Karikaturisten und diejenigen, die die moderne Comic-Welt zieren.

 

Trina Robbins kuratiert diese Ausstellung; Sie ist eine der führenden Figuren der „Underground-Comix“-Bewegung, die in den 1960er und 1970er Jahren in den USA und Großbritannien ihren Höhepunkt hatte. Die Galerie zeigt rund 80 Werke aus ihrer Privatsammlung, darunter Rosie O’Neill – die Schöpferin der „Kewpie“-Cartoons, die schlussendlich zu den berühmten Kewpie-Puppen wurden – und Nell Brinkley, die Frau hinter dem „Brinkley Girl“.

 

Die Ausstellungsverantwortliche versucht Licht auf jene Künstlerinnen zu werfen, die während ihrer aktiven Schaffensperiode keine oder nur sehr wenig Anerkennung erhielten. Es geht um jene Frauen, die während der beiden Weltkriege versuchten, die Stimmung der Menschen in schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten, als gerade sie es waren, die die Aufgaben der männlichen Autoren übernahmen, die ihrerseits zum Militär eingerückt waren.

 

Es gibt sogar die Geschichte der aus Wien auf Grund ihres jüdischen Glaubens vertriebenen Lily Reneé, die sogar in größter Not während ihrer Flucht vor den Nazis es schaffte, hochprofessionelle Cartoons zu produzieren.

Ein Schub an Schaffenskraft und Kreativität

Die Vielzahl an Neuerungen und die freigewordene Kreativität, die die Welt in den 1960er Jahren erbeben ließ, wurde zum Gegenstand vieler Werke in der Kunst- und Literaturszene. Hier sollen nur die Pop-Art Kunstwerke von Andy Warhol und die schriftstellerischen Leistungen von  Harper Lee und Maya Angelou erwähnt werden. Es brach in diesen Jahrzehnten auch endlich jene Zeit an, in der die weiblichen Karikaturistinnen ihre eigenen Werke und Inhalte unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen konnten.

Dies führte in den 1970er Jahren dazu, dass sich eine Reihe von Künstlerinnen, die gegen das Mainstream-Gehabe auftraten, sich hauptsächlich auf Comics konzentrierten, und sich dabei speziell an die weibliche Leserschaft richteten: Barbara Mendes und Jewlie Goodvibes sind hier als herausragende Beispiele zu nennen.

Die Ausstellung zeigt auch Arbeiten aus der weltbekannten „Wonder Woman-Reihe“; Gegenwärtig bereits zu einem Markenprodukt geworden, das so universell einsetzbar ist, dass die weiblichen Anhängerinnen ihre Garderobe mit den Kleidungsstücken der Superheldin füllen oder sie sogar ihre Slots-Strategie in einem Wonder Woman-Casinospiel ausprobieren können. Der Fokus liegt bei der Ausstellung vor allem darauf, wie wichtig diese Beiträge dieser Autorinnen waren, seien es nun Robbins und Ramona Fradons kraftvolle Illustrationen, die der Figur Leben einhauchten, und wie diese Künstlerinnen die Meinungen und Weltanschauungen der damaligen weiblichen Comicfans beeinflussten.

Ein Blick auf die Gegenwart

Der zweite Teil der Ausstellungen ist dem Thema gewidmet, wie 20 zeitgenössische Künstlerinnen auf den Grundlagen ihrer Vorgängerinnen die eigenen Werke aufgebaut haben.

Die Comic-Fans bekommen zwei Aspekte dieser modernen Kunstschaffenden präsentiert. Erstens werden neue Arbeiten etablierter Autoren wie der Hot Comb-Autorin Ebony Flower und Lee Marrs und ihre Ansichten zur modernen Gesellschaft vorgestellt. Und zweitens wird großes Augenmerk auf die heranströmenden Newcomer der Szene gelegt. Hier sein vor allem Afua Richardson, bekannt als Illustratorin hinter Marvels „Black Panther World of Wakanda“, erwähnt.

Eines der Ziele der Ausstellungsorganisatorin ist es, die weibliche Seite der Comic-Geschichte in einem einzigartigen Licht darzustellen: Frauen und Minderheiten, auf die in der Vergangenheit in diesem Genre spärlich oder überhaupt nicht eingegangen wurde, werden mit vielen illustren Beispielen vorgestellt. Der Erfolg der Fanzine-Kultur und des Aktivismus der letzten Jahrzehnte in dieser Kunstnische hat viel dazu beigetragen, dass sich die Ausstellung auch als  Teil eines Katalysators für zukünftige Fortschritte zu sein scheint.

Die Zukunft der Comics nach COVID-19

Aber was kommt als nächstes für die Comiczeichnerinnen der Welt? Die harten wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Pandemie haben bereits das Überleben von vielen Comics-Autorinnen gefährdet: In vielen Verlagen, Produktionsstudios und Vertrieben wurden die Aufträge für neue Werke storniert oder nicht verlängert und viele der kleine Einzelhändler schreiben tiefrote Zahlen. Und zusätzlich fielen viele Veranstaltungen der Krise zum Opfer.

 

Es besteht durchaus die Gefahr, dass sich zukünftig die Comic-Welt in zwei Klassen aufteilt: die Superfirmen wie Marvel und DC Comics, werden die Krise relativ unversehrt überstehen, aber bei den kleinen unabhängigen Comics-Studios  hat der Überlebenskampf längst begonnen. Zwar gab es gemeinnützige Aktionen der Branchenhauptakteure, doch die finanziellen Löcher, die die Krise gerissen hat, werden von sowohl von den männlichen als auch den weiblichen Zeichner und Autoren nur schwer zu stopfen sein.

 

On wirklich die die Hoffnung besteht, dass die Giganten der Branche den unschätzbaren Beitrag kleinerer Künstler anerkennen werden, steht in den Cartoon-Sternen. Aber schließlich liefern diese kleinen Studios oft die Ideen und die Grundlagen, die später zu Verfilmungen und Merchandise-Produkten im Wert von mehreren Milliarden Dollar werden: Ohne diese Arbeiten wäre die Kreativität am Comics-Markt viel geringer, und die Fans auf der ganzen Welt würden einen enormen Rückgang an Qualität und auch Quantität der Comic-Kunst feststellen .

 

Eine mögliche Lösung der gegenwärtigen Herausforderungen könnte darin bestehen, dass die leistungsstarken Studios kleinere Künstler als strategische Investition betrachten und ihnen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um auch weiterhin unabhängig agieren zu können und so deren Kreativität freien Lauf zu gewähren. Der Lebensunterhalt der in der Ausstellung „Women in Comics“ erwähnten Gegenwartskünstler könnte direkt davon abhängen.

Eine direkte Unterstützung für die Notwendigkeiten der Comics-Szene wird mit Sicherheit für alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht langfristige Vorteile bringen.